6. März 2021: Die Gletscher schmelzen durch den Klimawandel immer schneller
Die Tageszeitung „Salzburger Nachrichten“ schreiben am 6. März: Erstmals stehen detaillierte regionale Daten zur Schneelage in Vergangenheit und Zukunft für die gesamte Fläche Österreichs zur Verfügung. Im Projekt FuSE-AT erstellten Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Universität Innsbruck, Climate Change Centre Austria und Schneezentrum Tirol einen Datensatz für die Entwicklung der Schneelage seit 1961 sowie für drei unterschiedliche Klimaszenarien bis zum Jahr 2100.
Für die Vergangenheit zeigt die Studie im Mittel über die gesamte Fläche Österreichs eine Abnahme der Schneedeckendauer seit 1961 um 40 Tage. Die Zukunftsszenarien zeigen die mögliche Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten. „Wie stark die weitere Abnahme ist, hängt direkt mit dem Klimaschutz zusammen“, sagt Projektleiter Andreas Gobiet von der
ZAMG.
Bei der Gletscherschmelze ist entscheidend, wie viel der eintreffenden Sonnenstrahlen absorbiert bzw. reflektiert werden. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang von der Albedo (Maßeinheit, die die Reflexion der Sonnenstrahlen angibt). Je kleiner die Albedo, desto schlechter für einen Gletscher. Und das hängt wieder von der Oberflächenbeschaffenheit ab.
Wie dieser Prozess sich selbst verstärken kann und somit die Gletscherschmelze beschleunigt, das wurde im Zuge eines Forschungsprojektes am Jamtalferner (Jamtalgletscher) im Silvrettagebirge vermessen. Die Albedo von Wasser beträgt ca. 0,1. Das bedeutet, dass nur 10 Prozent der eintreffenden Sonnenstrahlen reflektiert werden. Die restlichen 90 Prozent werden absorbiert und tragen somit zur Erwärmung und Gletscherschmelze bei. Eine sehr hohe Albedo bei etwa 0,8 findet sich hingegen bei frischen Schneeflächen. Dort wird der Großteil der Einstrahlung auch wieder reflektiert.
Für den Gletscher ist es wichtig, wie viel Strahlung er reflektieren kann. Es liegt also ein Rückkopplungseffekt vor. Durch das Schwinden der Schneeflächen werden mehr Sonnenstrahlen absorbiert, wodurch das Schmelzen der Gletscher beschleunigt wird. Ein sich selbst verstärkender Prozess.
Man würde erwarten, dass im Nährgebiet das ganze Jahr Schnee liegt. Diese Nährgebiete werden aber kleiner bzw. verschwinden ganz. Das heißt, mehr Gletscherflächen haben keinen Schnee mehr. Da ist dann das schneefreie Eis.
Kleinere Gletscher wie der Jamtalferner hatten Jahre, wo im Sommer für einige Wochen überhaupt kein Schnee mehr lag. In diesen schneefreien Flächen wurden Messungen durchgeführt.
- Messung mit dem Spektroradiometer: Man schickt die Strahlung aufs Eis und schaut, wieviel zurückkommt.
- Messungen mit Satelliten ergeben nur ungenaue Resultate.
Sauberes Eis reflektiert bis zu 70 Prozent der eintreffenden Sonnenstrahlen. Für nasses Eis oder bei Verschmutzung des Eises beträgt die Albedo nur ca. 0,2. Das heißt, ca. 80 Prozent werden absorbiert. Je dunkler der Gletscher ist, desto schneller schmilzt er, je weniger Schnee auf dem Gletscher liegt, desto dunkler ist er. Das Eis ist dunkler als der Schnee.
Fazit: Die Gletscherschmelze findet zur Zeit mit beispielloser Geschwindigkeit statt.
Der Jamtalgletscher ist ein Lange-Zeit-Monitoring-Gletscher von der OAW. Man weiß ziemlich viel über diesen Gletscher. Er hat sein Nährgebiet fast verloren.
Quellen:
- Ö1-Radiosendung „Dimensionen“ – Monatsmagazin im März vom 4. März um 19:05 Uhr
- „Seit 1961 bleibt Schnee immer kürzer liegen“, Bericht in den Salzburger Nachrichten vom 6. März