6. Juli 2018: Klimaschutz erfordert Kooperation

 

 

Der Klimaschutz ist ein so wichtiges Anliegen, dass die Zeitungen ihm jeden Tag ein paar Zeilen widmen müssten, dass ihm in der TV-Sendung „Zeit im Bild 1“ täglich einige Minuten zur Verfügung stehen müssten und dass alle politischen Parteien gemeinsam Maßnahmen zur Klimarettung beschließen und die Bevölkerung dafür gewinnen müssten. Davon sind wir leider noch weit entfernt.

 

Das Zusammenleben in der Demokratie ist heute schwieriger als früher. Denn wir stellen fest, dass der Weg, der bis vor kurzem noch erfolgreich war, in einer Sackgasse endet. Wir erkennen, dass das Wirtschaftswachstum, das unser Erfolgsgeheimnis war (und generell das Erfolgsgeheimnis der westlichen Welt), ab nun immer mehr zum Problem wird. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es in einer begrenzten Welt kein unbegrenztes quantitativ-materielles Wachstum geben kann.

 

Schon das jetzige Ausmaß des materiellen „Stoffwechsels“ und Energieverbrauchs der hochentwickelten Industrieländer ist weder enkel- noch welttauglich. Nachdem auch wir Österreicherinnen und Österreicher zum Klub der Reichen gehören, gilt auch für uns, dass wir den Menschen der ärmeren Länder einen Lebensstil vorleben, der für sie gar nicht erreichbar ist. Es ist unmöglich, dass alle Menschen auf der Welt so viel konsumieren wie wir Menschen der westlichen Industriestaaten.

 

Das heißt, unser Bruttoinlandsprodukt BIP darf im quantitativ-materiellen Sektor nicht mehr wachsen. Der gemeinsame „Kuchen“, der bisher stets größer wurde, sodass mehr zum Verteilen zur Verfügung stand, muss sich von der Wachstumsphase verabschieden.

 

Was bedeutet das?

 

Es bedeutet stabilisieren statt wachsen

 

Es bedeutet in manchen Bereichen sogar reduzieren

 

Dies stellt die Demokratie auf eine harte Probe. Denn keine Partei kann es sich leisten, als einzige darauf hinzuweisen, dass ein bescheidenerer Lebensstil angestrebt werden muss. Ein Teil der Wählerinnen und Wähler würden diese Partei hart bestrafen.

 

Ein Beispiel: Jene Partei, die sich dafür einsetzt, dass fossile Treibstoffe durch eine CO2-Abgabe verteuert werden, würde die nächste Wahl wahrscheinlich nicht überleben. Andererseits ist aber eine solche Abgabe dringend notwendig, wenn bei der Energie- und Verkehrswende etwas weitergehen soll.  

 

Daraus sehen wir: Beim Klimaschutz müssen alle Parteien (und auch die Sozialpartner) an einem Strang ziehen. Dies wird nicht von heute auf morgen gelingen, aber das Bemühen muss in diese Richtung gehen.