5. November 2018: Zwentendorf-Volksabstimmung vor 40 Jahren

 

Heute jährt sich zum 40. Mal die Volksabstimmung über das Atomkraftwerk in Zwentendorf, als sich 50,47 Prozent der Österreicher gegen die Inbetriebnahme des AKW entschieden.

 

In einhelliger Meinung aller politischen Parteien wurde Ende der 60er Jahre die Errichtung von drei Atomkraftwerken in Österreich beschlossen. Mit Zwentendorf an der Donau sollte der Anfang gemacht werden. Unter der ÖVP-Regierung Klaus folgte der Start zur Planung, unter der SPÖ-Regierung Kreisky wurde 1972 der Bau beschlossen. Es handelt sich um einen Siedewasserreaktor, von denen es in Europa 36 ähnliche gibt. Übrigens: Auch der zerstörte Reaktor in Fukushima war ein Siedewasserreaktor.

 

Der Widerstand einzelner österreichischer Atomkraft-Gegner entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer immer größeren Bewegung. Die Gegner rekrutierten sich aus allen politischen Richtungen und Weltanschauungen. Die Trennlinien gingen sogar durch Gruppierungen wie z. B. die Gewerkschaft (Es gab Gewerkschafter, die für das AKW plakatierten, und es gab Gewerkschafter, die diese Plakate mit Gegenplakaten wieder überklebten). Die Spaltung ließ sich selbst in Familien nicht vermeiden. Es gab Eltern, die nach der Abstimmung offen zugaben, gegen das AKW gestimmt zu haben, weil sonst ihre Kinder jegliches Gespräch verweigert hätten.

 

Als es den AKW-Gegnern gelang, die trennenden Gräben zu überwinden, wurden sie zu einer Kraft, die nicht mehr ignoriert werden konnte. Deshalb entschloss sich Bundeskanzler Kreisky, über das Kraftwerk Zwentendorf die Bevölkerung entscheiden zu lassen. Die Grundlage für die Volksabstimmung bildete der „Gesetzesbeschluss des Nationalrates vom 7. Juli 1978 über die friedliche Nutzung der Kernenergie in Österreich“.

 

Die ablehnende Entscheidung der Bevölkerung veranlasste den Nationalrat, im Dezember 1978 das „Atomsperrgesetz“ zu beschließen. Zunächst von vielen belächelt, ist dieses nie in Betrieb genommene AKW heute ein Besuchermagnet und Expertentreff. Es ist ein „1:1-Übungsmodell“, in dem vor allem der stufenweise Abbau eines AKW in einem gefahrlosen, strahlungsfreien Umfeld trainiert werden kann. Das AKW Zwentendorf hat sich mittlerweile auch als Filmlocation einen Namen gemacht.