5. Jänner 2018: Selektives Wirtschaftswachstum statt Wildwuchs

 

In letzter Zeit gab es in den Medien viel Jubel, weil die Wirtschaft wieder stärker wächst. Dabei sollte aber die Wirtschaft eines hochentwickelten Industriestaates nur mehr selektiv wachsen, was beim materiellen „Umsatz“ weithin Stabilisierung erfordert, ja sogar Schrumpfung bedeuten kann. Es gibt nur wenige Bereiche, wo materielles Wachstum noch notwendig ist.

 

Wo ist denn in Österreich und in anderen hochentwickelten Industriestaaten noch materielles Wirtschaftswachstum notwendig? Es herrscht doch weithin bereits Verschwendung! Zum Teil findet Wachstum schon auf Luxusniveau statt! Andererseits gibt es Bereiche, wo Wirtschaftswachstum nötig ist, zum Beispiel beim Ausbau der erneuerbaren Energien, bei der Kreislaufwirtschaft (Wiederverwendung, Widerverwertung, Reparieren…), bei der Notwendigkeit der Mobilitäts-Transformation in Richtung Klimaverträglichkeit, bei der Ökologisierung der Landwirtschaft, bei der Technikfolgenkontrolle usw.

 

Das heißt, wir brauchen selektives Wachstum. Dazu ist ökologische Lenkung notwendig, ein „Umsteuern“ durch Ökologisierung des Steuersystems. Ebenso muss der gerechteren Verteilung des Erwirtschafteten mehr Augenmerk geschenkt werden.

 

Am Beispiel Mobilität ist deutlich sichtbar, dass Grenzen beachtet werden sollten: Es wird heute weithin bereits als selbstverständlich gesehen, dass ein PKW eine Mindestleistung von 100 kW (136 PS) aufweisen soll. Was aber wenn die Ansprüche weiter wachsen? Im Jahr 2030 vielleicht 150 kW? Im Jahr 2050 etwa 200 kW? So würde der notwendige Energieeffizienzfortschritt, der durch die E-Mobilität erreicht werden kann, durch den Trend zu stark motorisierten, schweren PKW-Riesen – dieser Trend ist bereits voll im Gang – aufgefressen und der Umstieg auf erneuerbare Energieträger immer schwieriger.

 

Es ist klar, dass von keiner politischen Partei verlangt werden kann, im Alleingang die Stopptaste zu drücken. Der Übergang von der heutigen Wachstumswirtschaft, die in erster Linie von der Beliebigkeit des Marktes bestimmt wird, zur ökosozial gelenkten, stationären Wirtschaft ist eine große Herausforderung, die von der gesamten Gesellschaft getragen werden muss – vor allem auch von den Medien – Qualitätsmedien an vorderster Stelle.