5. Dezember 2020: Corona ruft nach Veränderung
Machen wir weiter, wie wir vor Corona waren, oder nutzen wir die Zwangspause für einen Neustart? Ist zu befürchten, dass wir weiter wirtschaften wie bisher oder gelingt es uns, unser Wertesystem nachhaltig zurechtzurücken?
Die Krise hat uns gezeigt, dass wir mit Grenzen, Beschränkungen und Eingriffen leben müssen. Wir haben die Chance, nicht einfach so weiter zu machen wie zuvor, sondern die Weichen neu zu stellen und uns von der Wahnsinnsidee des grenzenlosen materiellen Wachstums zu verabschieden. Immer lauter wird das Credo: „Weitermachen wie bisher ist keine Option.“ Klimakrise, Artensterben und Pandemien führen uns Menschen vor Augen, dass wir Grundlegendes ändern müssen, wenn wir Ernährungssicherheit, Wohlstand und Gesundheit gewährleisten wollen.
Papst Franziskus „träumt“ nicht nur von einer besseren, sichereren, gerechteren Welt nach Corona, sondern er fordert sie sogar ein: Die Pandemie habe die großen gesellschaftlichen Probleme wie ein Brennglas verdeutlicht. Es dürfe kein Zurück in die Normalität geben.
Wir sind aufgerufen – wohl schon lange, aber jetzt überdeutlich – das Lebenssystem in unseren Industriegesellschaften wesentlich zu überdenken. Corona ruft, schreit, singt, flüstert – je nach Lebenssituation in verschiedenen Klangfarben und in unterschied-licher Intensität – nach Wandlung unseres Systems in Bezug auf Soziales, Bildung, Kultur, Wirtschaft, Spiritualität u. a. m.
Wir Menschen der Industrieländer tragen eine besondere Verantwortung und müssen uns gerade in der jetzigen Zeit umso mehr bemühen, sowohl miteinander als auch mit der Tierwelt, mit den übrigen Lebewesen und mit unserer Mutter, der Erde, achtsam umzugehen.
Im „Sonnengesang“ freut sich Franz von Assisi (geb. 1181 oder 1182, gest. 1226) über die gesamte Schöpfung und hebt die Bedeutung der Erde hervor: „...Gepriesen seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns ernährt und lenkt und mannigfache Frucht hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter...“