3. Dezember 2019: 25. Weltklimakonferenz vom 2. bis 13. Dezember in Madrid

 

Gestiegene Temperaturen und neue Erkenntnisse über die Rekordkonzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre erzeugen eine Dringlichkeit, die es vorher nicht gab. Die EU rief vergangene Woche den Klimanotstand aus. Millionen Menschen demonstrierten am Freitag beim vierten globalen Aktionstag von Fridays for Future. Die UNO-Klimakonferenz in Madrid steht mächtig unter Druck, ambitioniertere Klimaschutzziele zu verhandeln.

 

Aber Helmut Hojesky, der die Klimapolitik im Wiener Umweltministerium koordiniert und die österreichische Beamtendelegation in Madrid leitet, bremst die Hoffnungen: Die 25. Weltklimakonferenz (COP 25, Conference of the Parties), das Treffen mit 25.000 Teilnehmern, drunter die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, sei „ein Zwischenschritt“ auf dem Weg zur COP 26 nächstes Jahr in Glasgow.

 

In Madrid, wohin die Konferenz wegen der Umruhen in Santiago de Chile kurzfristig verlegt worden ist, geht es vor allem um technische Fragen, insbesondere um neue Mechanismen für den internationalen Handel mit CO2-Zertifikaten ab 2021. Auf 50:50 schätzt Hojesky die Chance auf einen Kompromiss. Grundsätzlich sei es schon ein Erfolg, dass die Länder überhaupt verhandeln.

 

Es gilt, einen Anlauf zu nehmen. Mit Ausnahme von Nicaragua und Syrien haben alle Staaten der Welt den Klimaschutzvertrag von Paris unterzeichnet. Ob die USA mit ihrem vorsintflutlichen Präsidenten tatsächlich aussteigen, muss sich erst weisen. Aber die Zusagen, die gegeben worden sind, um die Erde für die nächsten Generationen zu bewahren, reiche nicht aus. Sie reichen bei Weitem nicht aus.

 

Genau darum geht es in Madrid. 2015 wurde das Pariser Abkommen geschlossen. 2018 legten die Staaten im polnischen Kattowitz ein Regelwerk fest, das verschreibt, wie über Emissionsminderungen zu berichten ist. 2020 müssen die Staaten bei der UNO-Konferenz in Glasgow ihre Zusagen, also ihre Emissionsziele, nachbessern.

 

 

Um den Weg zu ebnen, müssen aber noch zwei Dinge geklärt werden:

 

1) Der Pariser Vertrag sieht vor, dass Staaten, aber auch Untermnehmen, die ihre Emissionsziele übererfüllen, ihr überschüssiges CO2-Budget verkaufen können. Wie kann aber sichergestellt werden, dass es zu keinen Doppelzählungen kommt? Schon  ein Mal ist ein ähnliches System gescheitert. Laut Kyoto-Protokoll war es möglich, dass sich Länder Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen anderswo anrechnen ließen – was zu einem ebenso profitablen wie zwielichtigen Markt geführt hat, die Emissionen aber unberührt ließ.

 

2) Die ärmeren Länder fordern Geld von den reichen Staaten. Denn sie tragen mangels Industrialisierung die geringste Verantwortung an der Erderhitzung, sind aber am meisten von den Gefahren des Klimawandels betroffen. Sie fordern Geld, um sich zu wappnen. Die reichen Staaten wollen aber möglichst wenig geben.

 

 

Das Gute an den UNO-Klimakonferenzen ist, dass sie von Mal zu Mal deutlichere Botschaften aussenden: Es führt kein Weg mehr zurück in das Goldene Zeitalter von Kohle, Öl und Erdgas. Die Zeit der fossilen Profite geht zu Ende.

 

 

Das Besorgniserregenden: Die Zeit läuft davon. Die Verhandler feilschen behäbig da, tricksen gemütlich dort. Jeder will sich einen Vorteil verschaffen. Als würden Schiffbrüchige in einem sinkenden Boot darüber streiten, wer es ausschöpfen soll. Dabei ist der Menschheit Verstand gegeben – doch sie handelt, als ob sie keinen hätte.

 

 

 

Quellen:

Salzburger Nachrichten vom 2. Dezember 2019, Titelseite, Ausschnitt aus dem Text „UNO nimmt Anlauf zum Klimaschutz“, und Ausschnitte aus dem Text „Klimagipfel der geringen Erwartungen“ von Monika Graf auf Seite 8

Salzburger Nachrichten vom 3. Dezember 2019, Leitartikel von Martin Stricker „Als ob noch Zeit zum Feilschen wäre“