29. August 2020: Gebremste Wirtschaft als Chance
Die Wirtschaft hat sich zu einer Monster-Wirtschaft entwickelt. Sie dient nicht mehr den Menschen, sondern beutet sie aus.
Das kritisieren drei prominente Unternehmer in ihrem neuen Buch, das den Titel „Eine neue Wirtschaft“ trägt. Sie fordern, das Wirtschafts-System zu überdenken. Durch die jetzige Krise könne man zurück zum Sinn der Wirtschaft finden, das Leben einfacher machen und Entfaltung ermöglichen.
Wer sind die drei prominenten Unternehmer, die unsere Wirtschaft kritisieren? Es sind dies der Chocolatier Josef Zotter, der Sonnentor-Gründer
Johannes Gutmann und Robert Rogner von der Therme Bad Blumau. Sie sind nicht einverstanden damit, dass jetzt wieder viele zurück zur Normalität wollen.
Sie stellen sich in ihrem Buch „Eine neue Wirtschaft“ die Frage, was unter Normalität zu verstehen sei: Wachsen um jeden Preis? Immer mehr Energie verbrauchen? Immer mehr Zeug kaufen, das keiner
braucht, aber dazu dient, das System am Laufen zu erhalten? Nein, sei alles nicht normal, sagen die drei. Denn die Zeit des unendlichen Wachstums sei vorbei.
In der Krise beginne man sich auf das zu konzentrieren, was man wirklich brauche. Davor habe aber die derzeitige Wirtschaft große Angst. „Wenn die Leute jetzt z. B. um fünfzehn Prozent weniger
konsumieren, dann läuten überall die Alarmglocken. Dabei sind diese zehn bis fünfzehn Prozent eigentlich Überproduktion“, sagt Josef Zotter. „Wir würden es auch aushalten, wenn die Wirtschaft
schrumpft“, betont er. Man solle sich eher um Qualität und Langlebigkeit bemühen. Es gebe noch größere Probleme, wie den Klimawandel. „Mein Ziel ist, mit zwanzig Prozent Minuswachstum
umzugehen.“
Als gefährlich bezeichnet Zotter die Niedrigzinspolitik, also billig an Geld zu kommen. „Unternehmen müssten Substanz haben, mindestens 50 Prozent Eigenkapital, fünf Jahre nach der Gründung“, sagt er. „Ich glaube, wenn’s den Druck der Eigenkapitalquote gäbe, dann würde einfach behutsamer investiert (…).“
Johannes Gutmann betont, dass es ihm nicht nur um die Finanzbilanz gehe, sondern um messbare Nachhaltigkeit. Sein Unternehmen „Sonnentor“ habe sich auf Biokräuter spezialisiert und sich sogar der Gemeinwohlökonomie verschrieben. In seinem Betrieb würden alle Auswirkungen berücksichtigt – auf die Gesellschaft, auf die Umwelt und auf das Soziale.
„Die Wirtschaft darf nicht nur der Gewinnmaximierung dienen, sondern der Sinnmaximierung“, so Gutmann. Eine gute Gemeinwohlbilanz bringe mehr für Gesellschaft, Umwelt und Staat, sei aber auch mehr Aufwand. Solche Unternehmen sollten weniger Steuern zahlen müssen und leichter Kredite erhalten.
Quelle: Ausschnitt aus der Ö1-Radiosendung „Mittagsjournal“ vom 29. August 2020, der den Titel „Zotter und co: Gebremste Wirtschaft als Chance“ trägt