26. März 2013: Billiges Schiefergas aus Fracking in den USA – die große Versuchung

 

In den USA gewinnt man schon seit einigen Jahren Erdgas aus Schiefergestein (Schiefergas) in großem Stil, was zu extrem niedrigen Erdgaspreisen führt. In Europa bezieht man hingegen teures Erdgas aus dem Osten, vor allem aus Russland. Die Versuchung ist sehr groß, auch in Europa voll in die Schiefergasgewinnung einzusteigen.

 

In Polens Untergrund sollen angeblich enorme Mengen Schiefergas schlummern. Auch in Frankreich, den Niederlanden, der Ukraine, im Weinviertel und Wiener Becken sowie in West-, Zentral- und Süddeutschland werden Schiefergasvorkommen vermutet.

 

Fracking nennt man die umstrittene Fördermethode, bei der durch ein Bohrloch bis in einige tausend Meter Tiefe Wasser, Sand und Chemikalien gepresst werden, um das Schiefergestein aufzubrechen und das Schiefergas freizusetzen. Das Problem: Niemand kann garantieren, dass nicht unkontrolliert Gas aufsteigt und dass die zum Teil hochgiftigen Chemikalien nicht ins Trinkwasser gelangen. Kenner der Szene gehen davon aus, dass Salzsäure, Benzol und andere krebserregende Stoffe zum Einsatz kommen. Außerdem ist die Fracking-Förderung extrem flächenintensiv. Rund um das Mutterbohrloch werden oft im Abstand von 500 bis 1000 Metern weitere Förderanlagen errichtet. Im Schnitt sind sechs Tochterbohrungen pro Quadratkilometer nötig. Ganzen Landstrichen droht dadurch die Zerstörung.

 

Der Staatskonzern OMV hat nach heftigen Protesten seine Bohrversuche im Weinviertel gestoppt. Die Montanuniversität Leoben hat angeblich eine umweltfreundliche Fördermethode entwickelt. Soll man das glauben? Die Atomlobby hat auch seinerzeit ihre Atomenergie als umweltfreundlich bejubelt.

 

Tatsache ist: Man wird immer wieder neue Vorkommnisse fossiler Energieträger finden und auf neue Methoden der „umweltfreundlichen“ Gewinnung und Nutzung schwören. Aber wir müssen unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Ausstieg aus der fossilen Ära und auf den Einstieg ins solare Zeitalter konzentrieren. Das heißt, die Mühen und Kosten in Richtung Schiefergasgewinnung lohnen sich nicht und sind bloß Abweichungen vom richtigen Weg.

 

Wenn VOEST-Chef Eder nichts anderes einfällt, als mit der Ausrede des teuren Erdgases anzukündigen, sich im Erdgas-Billig-Land USA breit zu machen, dann ist das ein Zeichen von mangelnder Fairness und von wenig Phantasie. Es gäbe für die VOEST ganz andere, und zwar innovative Möglichkeiten, die Energiekosten zu senken und sich von den Fesseln der CO2-Zertifikate zu lösen.

 

Zwei Beispiele:

1) Eder könnte - auf der Basis finanzieller Unterstützung durch die öffentliche Hand - veranlassen, dass die Kokerei in eine Köhlerei umgewandelt wird und die Hochöfen statt mit dem fossilen Koks mit Holzkohle beschickt werden. In Brasilien setzt man schon lange Holzkohle statt Koks ein. Da die VOEST viel Stahl exportiert, ist zu verantworten, dass für die Köhlerei eine entsprechende Menge des Holzes importiert wird.

2) Die VOEST könnte mit neuer Technik ihre enormen Abwärme-Mengen "einfangen" (z. B. von den Hochöfen und von der Kokerei/Köhlerei) und sie an die nahe Stadt Linz als Fernwärme verkaufen. Das Konkurrenzproblem (Linzer Heizkraftwerke) ließe sich sicher lösen.

 

Die derzeitige Schiefergas-Diskussion ist ein weiterer Beweis dafür, dass vom Markt keine kontinuierliche Energiewende-Entwicklung zu erwarten ist.