26. August 2020: Klimaschutz nicht auf Kosten der Natur
Der Klimawandel ist eine Folge der Übernutzung der Natur; sozusagen ein Symptom für die tiefer liegende Krankheit, wie das Fieber, das eine Entzündung begleitet. Auch der Biodiversitätsverlust, die Versauerung der Ozeane sind Symptome.
Wenn Symptome lebensbedrohend werden, müssen sie bekämpft werden. Allerdings sollte die Therapie nicht die zugrunde liegende Krankheit verschlimmern.
Wenn die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) also eine Eingabe an die EU macht, die Naturschutzbestimmungen der Wasserrahmenrichtlinie zu lockern, weil sie den Ausbau der Wasserkraft behindern, ist dies falsch verstandener Klimaschutz. Nur noch rund 15 Prozent der österreichischen Flussläufe sind ökologisch intakt; eher wäre daher eine Verschärfung der Bestimmungen angebracht.
Spätestens mit der Corona-Krise ist klar geworden, dass die Natur gesamtheitlich betrachtet werden muss, dass man nicht Wildtiere, Flüsse, Klima usw. als völlig getrennte Agenden behandeln kann und dass auch der Mensch ein Teil dieses Ganzen ist und von ihm abhängt. Die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ der UNO sieht nicht zufällig die gleichzeitige Verfolgung aller 17 nachhaltigen Entwicklungszeile vor – Klima- und Biodiversitätsschutz und Soziales. Das im Blick zu behalten hilft, überholtes Denken zu überwinden.
Quelle: Kromp-Kolb Helga, Klimaschutz nicht auf Kosten der Natur; in: Kronenzeitung vom 26. August 2020