23. September 2015: Dieser Sommer zeigte uns, was auf uns zukommen wird

 

 

Heute um 10.21 Uhr endet der heurige Sommer. Die Bilanz: Hitze, wenig Regen, Dürre, Missernten, Österreichs zweitwärmster Sommer seit es Aufzeichnungen gibt (der wärmste war 2003). Studien prognostizieren, dass die Sommermonate in den kommenden Jahren im Alpenraum deutlich mehr Dürreperioden bringen werden.

 

Weitgehend unbemerkt von der Medienlandschaft, die leider nach wie vor von der „old economy“ gesteuert ist, wurden in letzter Zeit zwei wissenschaftliche Studien über den Klimawandel in unserer Heimat veröffentlicht:


1) „Österreichischer Sachstandsbericht Klimawandel 2014“, September 2014 (ca. 240 Wissenschafterinnen und Wissenschafter, fast 1.100 Seiten), http://hw.oeaw.ac.at/7699-2 

 

2) „Future drought probabilities in the Greater Alpine Region…“, Wissenschafter der ZAMG in Wien, November 2014 bzw. Sommer 2015, https://www.schweizerbart.de/papers/metz/detail/prepub/84722/Future_drought_probabilities_in_the_Greater_Alpine_Region_based_on_COSMO_CLM_experiments_spatial_patterns_and_driving_forces


 Österreich ist stärker vom Klimawandel betroffen

 

Mit Fortschreiten der Industrialisierung sind seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weltweit deutliche Veränderungen des Klimas zu beobachten. Die Temperatur ist beispielsweise im Zeitraum seit 1880 im globalen Mittel um 0,85 oC gestiegen. In Österreich betrug die Erwärmung aber 2 oC, die Hälfte davon ist seit 1980 eingetreten. Das heißt, der Klimawandel wirkt sich in Österreich deutlich stärker aus, und die Folgen sind bereits heute zu messen. So sind zum Beispiel die heißen Tage häufiger geworden, und für die Zukunft werden mehr Hitzewellen erwartet. Die jährliche Sonnen-scheindauer hat an den Bergstationen der Alpen um rund 20 Prozent zugenommen, während sich die Dauer der Schneebedeckung in mittleren Lagen (um 1.000 Meter) verkürzt hat. All diese Faktoren haben weitreichende Folgen für Österreich.

 

Bis zu 8,8 Milliarden Euro Schäden durch Klimawandel im Jahr 2050

 

Das im Jänner dieses Jahres präsentierte Forschungsprojekt COIN (Cost of Inaction – Assessing Costs of Climate Change for Austria) zeigt, welche ökonomischen Folgen der Klimawandel auf Schlüs-selsektoren der österreichischen Volkswirtschaft haben wird. Die Auswirkungen reichen von Ernteein-bußen in der Landwirtschaft durch Unwetterschäden über sinkende Nächtigungszahlen in den Schige-bieten wegen Schneemangels bis zu mehr Todesfällen aufgrund von Hitzewellen. Betrugen im letzten Jahrzehnt die jährlichen Schäden durch den Klimawandel eine Milliarde Euro, wird diese Summe 2050 auf bis zu 8,8 Milliarden Euro jährlich ansteigen.

 

Ohne umfangreiche zusätzliche Maßnahmen zur Emissionsvermeidung ist bis zum Jahr 2100 ein Temperaturanstieg von 3 bis 5 oC im Vergleich zum ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts zu erwar-ten. So weit, so schlecht! Aber was bedeutet das konkret? Global gesehen werden bei einer Erwär-mung von 3 oC 500 Millionen Menschen mehr als heute hungern, 170 Millionen Menschen an den Küstengebieten werden von Überschwemmungen betroffen sein. Ganze Städte werden verschwin-den und bis zu 50 Prozent aller Tiere werden vom Artensterben betroffen sein. Das weiß man seit dem 5. UN-Klimabericht von 2013. Doch wie reagiert Österreich? Es wäre schlimm, wenn´s nur bei der romantischen Vorstellung bliebe, man könne bald im Mühl- und Waldviertel Wein anbauen.

 

Eine neue Völkerwanderung ist zu befürchten

 

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Klimawandel, wenn er mit derselben Intensität weitergeht, kritische Auswirkungen auf alle Bereiche unseres Lebens haben wird. Ein oft unterschätztes Beispiel  sei hier exemplarisch herausgegriffen: Neben gesundheitlichen und ökonomischen Problemen, die auf uns zukommen werden, wird auch der Migrationsdruck durch Klimaflüchtlinge aus Afrika auf Europa ungeheuer steigen. Hier kommt eine große Herausforderung auf unsere Gesellschaft zu. Letzten Prognosen zufolge werden bereits 2020 bis zu 250 Millionen Menschen den afrikanischen Kontinent auf Grund der Klimaveränderung verlassen müssen und nach Europa drängen.