23. Juli 2021: Bubenträume von Amazon-Chef Jeff Bezos

 

Am Donnertag , also gestern, war es für ihn endlich so weit. Amazon-Chef Jeff Bezos durfte mit seiner „New Shepard“-Rakete abheben und ein paar Minuten im Weltraum verbringen. Doch sind solche Bubenträume denn noch zeitgemäß? Wo sich bei vielen das schlechte Gewissen meldet, wenn sie in ein Flugzeug steigen?

 

Das Internetportal treehungger.com hat errechnet, dass der Flug der – vergleichbaren Space-X-Rakete – so viel Energie verbraucht, wie 341 Menschen ein Mal über den Atlantik  zu fliegen. Darf Jeff also weiterträumen? Von einem weiteren Flug? So wie die Träume aller Milliardäre derzeit in den Himmel wachsen?

 

Träumen darf er, doch wenn er aufwacht, muss klar sein: Der Internetriese Amazon, das Unternehmen, das ihm sein Milliardärsdasein finanziert, hatte 2020 laut eigenen Angaben einen CO2-Ausstoß von 9,62 Millionen Tonnen (5,76 Millionen waren es im Jahr davor). Das ist allerdings nichts gegenüber dem CO2 , das bei einem Weltraumflug ausgestoßen wird.

 

Wie wäre es damit: Wenn Jeff seine Firma dazu bringt, die Emissionen in den kommenden Jahren in dem Ausmaß zu senken, wie sie in den vergangenen Jahren gestiegen sind? Wenn Ja, dann darf der Bub noch einmal ins Weltall hinaus – und er wird dadurch endlich erwachsen.

 

Quelle: Leicht vereinfachter Artikel "Schmutzige Bubenträume" von Thomas Hofbauer ("Bits & Bites") in den Salzburger Nachrichten vom 23. Juli

 

 

Dazu schreibt Georg Weiland, Kolumnist der Kronenzeitung, in der Wirtschafts-Beilage vom 24. Juli:

 

„Viele zeigen sich begeistert über das spektakuläre Wettrennen der Milliardäre, wer von ihnen zuerst in den Weltraum starten konnte. Jeff Bezos, Amazon-Gründer und vermutlich derzeit der reichst Mann der Welt, oder der britische Milliardär Richard Branson. Nun, es ist alles gut gegangen, zehn Minuten unterwegs und hundert Kilometer in die Höhe.

 

Ist das ein Grund zur Bewunderung? Sorry, bei mir nicht. Denn abgesehen davon, dass diese Milliardäre eitle Egozentriker sind: Entgegen all ihren Behauptungen, dass sie damit der Welt einen Nutzen erweisen, ist der von ihnen angestrebte Weltraum-Tourismus genau das Gegenteil von dem, was wir im Kampf gegen die Klimakrise brauchen. Zehn Minuten Nervenkitzel um 250.000 Dollar. Mit Raketen, riesigem Energieaufwand und CO2-Belastung.“