22. März 2020: Gleichgewichte spielen große Rolle

 

Helga Kromp-Kolb ist Professorin an der Universität für Bodenkultur in Wien und Österreichs führende Expertin für Klimaschutz. Im Rahmen der Artikelserie „Klimakrise Fragen und Antworten“ schreibt sie in der Kronenzeitung vom 22. März 2020 zum oben genannten Thema Folgendes:

 

Nicht die Hitze der Flammen des Waldbrandes heizt den Klimawandel an, sondern die Treibhausgase, die dabei entstehen. Bei den Waldbränden in Australien im Jahr 2019 wurde ungefähr ebenso viel Kohlendioxid freigesetzt, wie das Land in einem halben Jahr durch Verkehr, Industrie, Heizung etc. freisetzt.

 

Machen Waldbrände daher Treibhausgaseinsparungen zunichte? Kurzfristig ja, aber wenn der Wald nachwächst, entzieht er der Atmosphäre das Kohlendioxid wieder systematisch – es wird verwendet um Biomasse (Holz) aufzubauen. Das ist nicht anders als bei Holz- oder Pelletsheizungen, bei denen auch Kohlendioxid aus dem Schornstein entweicht. Wenn mehr Wald abbrennt, als in vergleichbarer Zeit nachwachsen kann, steigt die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre. Das war 2019 bei den riesigen abgebrannten Flächen der Fall.

 

Gleichgewichte spielen in der Natur eine wichtige Rolle: Wenn durch Verrottung, Brände etc. auf natürliche Art nicht mehr Treibhausgase freigesetzt werden, als die nachwachsenden Pflanzen der Atmosphäre entziehen, bleibt die Konzentration in der Luft konstant. Wenn nicht mehr Sonnenstrahlung auf der Erde absorbiert wird, als die Erde wieder abstrahlt, steigt die Temperatur auf der Erde nicht.

 

Gleichgewichte sorgen für Ausgewogenheit und Stabilität – nicht nur in der Natur.