20. November 2015: Sieben Fakten zur Klimaerwärmung
„Der Klimawandel ist für uns so wenig fühlbar wie ein Meteorit, der die Erdbahn streift“, schreibt Christine Haiden in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 4. April 2013. Genau das ist das Heimtückische am Klimawandel: Einerseits sind die Wetterextreme so augenscheinlich, andererseits stumpfen der Gewöhnungseffekt und das Gefühl der Ohnmacht derart ab, dass wir sofort wieder zur Tagesordnung übergehen und uns mit „Wichtigerem“ befassen.
Aber die Fakten liegen klar auf dem Tisch!
1) Der Klimawandel findet statt
Die Klimaerwärmung ist keine Glaubenssache mehr! Im weltweiten Durchschnitt stieg die Lufttemperatur in Bodennähe zwischen 1906 und 2005 um 0,74 oC1). Die polaren Eismassen schmelzen in rasantem Tempo. Wetterkapriolen nehmen an Zahl und Intensität zu.
Wetter ist nur deshalb möglich, weil die Erde mit einer Gashülle ausgestattet ist. Diese Gashülle, Atmosphäre oder Lufthülle genannt, bewirkt einen natürlichen Treibhauseffekt („Glashauseffekt“). Ohne Luft würde auf der Erde eine Durchschnittstemperatur von -18 Grad Celsius herrschen. Neben Stickstoff (78 %) und Sauerstoff (21 %) enthält die Luft 1 % Spurengase, wie z. B. Argon oder Kohlendioxid (CO2).
Zusammensetzung der Luft in Meereshöhe:
Stickstoff (N2) |
78,08 % |
Sauerstoff (O2) |
20,95 % |
Argon (Ar) |
0,93 % |
Kohlendioxid (CO2) |
0,040 % (Vor der Industrialisierung: 0,028 %) |
Neon (Ne) |
0,0018 % |
Helium (He) |
0,0005 % |
Methan (CH4) |
0,00020 % (Vor der Industrialisierung: 0,00007 %) |
Krypton (Kr) |
0,00011 % |
Wasserstoff (H2) |
0,00005 % |
Distickstoffoxid (N2O) |
0,00003 % |
Kohlenmonoxid (CO) |
0,00002 % |
Xenon (Xe) |
0,000009 % |
2) CO2 ist ein Treibhausgas („Klimagas“)
CO2 ist nicht „böse“. Es ist ein natürlich vorkommendes Gas und eine der wichtigsten chemischen Verbindungen im Kreislauf der Natur. Aber es gehört zu jenen Gasen, deren Treibhauseffekt besonders groß ist. Die Hauptursache für die Klimaerwärmung liegt nach Meinung der weitaus meisten Klimaexperten an der Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre, obwohl dieses Gas nur in geringem Ausmaß in der Luft enthalten ist. Von Beginn der Industrialisierung bis heute hat sich der CO2-Gehalt in der Luft von 0.028 % auf derzeit 0,040 % erhöht. Ursache: Die zunehmende Verbrennung fossiler Energieträger. In Österreich liegt der Anteil des CO2 am Treibhauseffekt bei 85 %.
Beim CO2 kommt als zusätzliches Problem dazu, dass mit wachsendem CO2-Spiegel in der Luft auch die Auflösung von CO2 im Wasser zunimmt und somit eine Übersäuerung der Meere mit Kohlensäure stattfindet – mit all ihren negativen Folgen für die Meereslebewesen.
Es gibt auch andere, ähnlich wirksame Klimagase, wie Methan (CH4), Distickstoffoxid (Lachgas N2O), bodennahes Ozon (O3), Hydro-Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFKW) und Schwefelhexafluorid (SF6). Der Wasserdampf gilt offiziell nicht als Treibhausgas, obwohl er eines ist.
Klimagase lassen die kurzwelligen Strahlen der Sonne auf die Erdoberfläche, aber die Abstrahlung, die im längerwelligen Bereich stattfindet (Infrarot), wird von ihnen „behindert“ (Treibhauseffekt) 2).
Zum Treibhauseffekt addiert sich die Wärme aus der Verbrennung fossiler Energieträger und der Nutzung der Atomenergie. Denn jegliche Energienutzung endet bei der Wärme, die ins All abgestrahlt werden muss. Alles, was auf der Erde zusätzlich zur Sonneneinstrahlung an Wärme freigesetzt wird, führt zu einem höheren Temperaturniveau auf der Erde.
3) CO2 baut sich fast nicht ab
Zum Unterschied zu anderen Treibhausgasen gibt es beim CO2 seit Beginn des Industriezeitalters ständigen „Nachschub“ durch die Verbrennung fossiler Energieträger. Dazu kommt, dass CO2 nur extrem langsam durch Fossilisation von Biomasse abgebaut wird. Deshalb kommt es zu einer Kumulierung von CO2 in der Luft und in den Meeren. Es kann der Atmosphäre und dem Wasser nur dadurch entzogen werden, indem die lebenden Pflanzen sich von diesem Gas (und von Wasser) ernähren und durch Photosynthese Biomasse bilden.
Diese Biomasse wird zum Großteil von Menschen, Tieren und Kleinstlebewesen als Nahrung aufgenommen und zur Energiegewinnung verbrannt (auch Verwesen von Biomasse ist Verbrennen, indem sich Mikroorganismen von dieser Biomasse ernähren und daraus Energie gewinnen). So wird diese Biomasse wieder zu CO2 (und zu Wasser). Der Kreislauf ist geschlossen.
Nur ein kleiner Teil der Biomasse wird fossil. Die Fossilisation von Biomasse geht unvorstellbar langsamer vor sich als die vom Menschen verursachte Freisetzung durch Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe. Das heißt, dass Unmengen an Kohlenstoff, die im Laufe von Millionen Jahren durch Fossilisation von Biomasse der Atmosphäre entzogen wurden, seit der Industrialisierung, also innerhalb relativ kurzer Zeit, nach und nach wieder an die Atmosphäre abgegeben werden.
4) Der Mensch verursacht zumindest zum Teil die Klimaerwärmung
Da nachgewiesen ist, dass CO2 ein Treibhaugas ist, und da dieses CO2 seit der industriellen Revolution auf Grund menschlichen Tuns in zunehmendem Ausmaß in die Atmosphäre gelangt, muss man davon ausgehen, dass der Klimawandel wenigstens zum Teil auf menschlichen Einfluss zurückzuführen ist. Wie weit natürliche Vorgänge (Sonnenaktivität, Vulkanismus…) das Klima beeinflussen und wie groß der menschliche Anteil am Klimawandel ist, lässt sich nicht feststellen 3).
5) Ausrede: Klimawandel gab es auch früher
Es gab mit Sicherheit vor hunderten Millionen Jahren wesentlich stärkeren Treibhauseffekt und daher viel heftigere Wettererscheinungen. Damals enthielt die Atmosphäre noch deutlich mehr CO2. Durch fortlaufende Fossilisation von Biomasse wurde der CO2-Gehalt der Atmosphäre reduziert, und es kam allmählich zur heutigen Zusammensetzung der Luft. Dass das Klima in der letzten Million Jahre zwischen Kalt- und Warmzeiten schwankte, ist nachweisbar. Die Ursache kann nicht festgestellt werden. Vielleicht gab es Zeiten verstärkten Vulkanismus. Zu den Klimaschwankungen der letzten Jahrhunderte gibt es Aufzeichnungen. Aber dass in letzter Zeit die durchschnittliche Lufttemperatur gestiegen ist, dass die Wetterextreme an Zahl und an Intensität zugenommen haben und dass die Gletscher schrumpften, vor allem in den Polargebieten, ist eine wissenschaftlich abgesicherte Tatsache.
Die Gletscherschmelze ist ein sehr träger Vorgang, weil zum Schmelzen extrem viel Wärme nötig ist (Um 1 m3 Eis zu schmelzen, sind fast 100 kWh Wärmeenergie nötig). Daher schmelzen Gletscher lange weiter, auch wenn die Temperatur nicht mehr steigt. Durch die Schmelze wird der Gletscher dünner, erzeugt daher auch weniger Druck, sodass er langsamer „fließt“. Dies hat zur Folge, dass die Gletscherzunge kürzer wird und nicht mehr so weit ins Tal hinunter reicht.
6) Klimaerwärmung bringt unendliches Leid
Alle Hochkulturen entstanden auf der Grundlage des ziemlich ausgeglichenen Klimas der letzten 10.000 Jahre seit der letzten Eiszeit. Auf der relativ dicht besiedelten Erde der Jetztzeit wäre ein möglichst stabiles Klima mit möglichst geringen bzw. möglichst seltenen Wetterextremen eine wichtige Grundlage für menschliche Existenz und für menschliche Gemeinschaften. Deshalb ist der Klimawandel der letzten beiden Jahrhunderte, vor allem aber der letzten Jahrzehnte, eine existentielle Gefahr. Er bringt in zunehmendem Maße entsetzliches Leid über Teile der Menschheit – und auch über die gesamte Menschheit – und verursacht gewaltige Vernichtung von Sachwerten und Kulturgütern. Am meisten leiden unter den Folgen des Klimawandels jene armen Menschen und Völker, die den Klimawandel nicht verursacht haben.
7) Kampf gegen die Klimaerwärmung ist moralische Pflicht
Wir können nicht 100%ig beweisen, ob wir mit unseren Abgasen das derzeitige Ausmaß des Klimawandels verursachen oder ob andere natürliche Einflüsse, z. B. die Sonnenaktivitäten, stärkeren Einfluss auf unser Klima haben. Wir können aber auch das Gegenteil nicht beweisen.
Daher bleibt uns nichts anderes übrig, als vorsorglich die Klimagas-Emissionen zu reduzieren.
Was macht eine vernünftige Familie, die erfährt, dass ihr Haus auf Grund eines Hangrutsches einsturzgefährdet ist? Sie zieht aus, obwohl nicht sicher ist, ob der Hang weiter rutschen wird und ob das Haus tatsächlich einstürzen wird.
Es ist daher sinnvoll, ja in höchstem Maße notwendig, schon auf Grund des – dringenden – Verdachtes, dass wir Menschen die Klimaerwärmung verursachen, im Sinne des Klimaschutzes zu handeln. Wir dürfen mit wirksamen Klimaschutzmaßnahmen nicht warten, bis bewiesen ist, ob der Mensch den Klimawandel verursacht! Denn dann wäre es zu spät! Wir haben nur die eine Erde als „Versuchsobjekt“.
Wir dürfen nicht erwarten, dass der Klimawandel parallel zum Anstieg der CO2-Konzentration linear verlaufen wird. Eher sind „Schübe“ und eine generelle Beschleunigung zu erwarten. Je kleiner die Gletscher werden, desto rascher erwärmt sich das Weltklima. Denn kleinere Gletscherflächen reflektieren weniger Sonnenlicht ins All, und die wärmeverbrauchende, somit kühlende Wirkung schmelzenden Eises nimmt mit den schrumpfenden Gletschermassen ab (Das Abschmelzen der Gletscher hat einen kühlenden Effekt, denn es wird dabei sehr viel Wärme „verbraucht“).
Bezüglich Hochwasserkatastrophen ist es sinnvoll, wenn wir die Hochwasserschutzmaßnahmen auslegen am Hochwasser 2030, also an der Zukunft. Denn die Hochwässer werden schlimmer werden. Die letzten Hochwässer hätten uns, wenn es um zwei, drei Grad wärmer gewesen wäre, wesentlich mehr Wasser gebracht. Denn der Niederschlag, der sich heute in den Bergen noch als Schnee ansammelt, fällt bei zwei, drei Grad höherer Temperatur als Regen und verschärft somit die Hochwässer. Die andere Seite ist die, dass in einer Atmosphäre, die um zwei, drei Grad wärmer ist, der Wasserdampfgehalt um rund zehn Prozent höher ist. Da kommt dann auch noch zehn Prozent mehr Niederschlag herunter.
Nichtstun wäre auf jeden Fall verantwortungslos. Somit geht es beim Klimaschutz um Verantwortung. Das heißt, die Freisetzung von Treibhausgasen ist ein Vergehen und die Minimierung eine moralische Pflicht. Die meisten Menschen sind sich aber dessen gar nicht bewusst. Außerdem ist in den hochentwickelten Industriestaaten derzeit ein Leben ohne Freisetzung von Treibhausgasen gar nicht möglich. Es handelt sich demnach um „sündhafte Strukturen“ 4), die geändert werden müssen. Es wird Zeit, sich Zeit zu nehmen und den so genannten Sachzwängen den Kampf anzusagen. Die Verantwortung der Politik ist enorm, vor allem in den hochentwickelten Industrieländern.
Unternehmen wir endlich etwas und reden wir uns nicht ständig auf andere aus! Ignorieren wir die kleinkarierten Einwände der Energiewende-Gegner und Klimawandel-Skeptiker und fordern wir sie auf, statt Destruktion zu betreiben konstruktive Beiträge zu liefern! Es gibt ja neben dem Klimaschutz auch andere Gründe, den Ausstieg aus der fossilen Energie zu forcieren!
Wenn wir alle zusammenhelfen, könnten wir den Klimawandel stoppen oder zumindest verlangsamen. Es besteht aber die Gefahr, dass die Menschheit dies zu spät kapiert, sodass schon zahlreiche „Geschwister“ des Taifuns Haiyan es unmöglich machen, noch etwas zu unternehmen. Ein deprimierendes Beispiel, wie wenig wichtig den Politikern der Welt der Klimaschutz ist, zeigen die mageren Ergebnisse der UN-Klimakonferenz in Warschau.
Deshalb ist es wichtig, dass es Vorreiter gibt. Die Geschichte lehrt uns, dass alle großen Errungenschaften im Kleinen ihren Ursprung hatten. Österreich wäre prädestiniert für die Rolle des Vorreiters und würde sicher Verbündete finden. Das ist auch ein Appell an unsere Politiker!
1)Quelle: www.wikipedia.at - unter „Globale Erwärmung“
2) Treibhausgase lassen die von der Sonne kommende kurzwellige Strahlung weitgehend ungehindert auf die Erdoberfläche durch, absorbieren aber einen Großteil der von der Erde ausgestrahlten Infrarotstrahlung. Dadurch erwärmen sie sich und emittieren selbst Strahlung im längerwelligen Bereich, einerseits ins All, anderseits zur Erdoberfläche zurück. Letztere wird atmosphärische Gegenstrahlung genannt. (Quelle: wikipedia)
3) „Da der direkt wärmende Effekt der Treibhausgase nur ca. ein Drittel der erwarteten Erwärmung ausmacht und der größte Teil eine Folge nicht genau quantifizierbarer Rückkopplungsvorgänge ist, ist das Ausmaß der erwarteten Erwärmung ein Aspekt der Diskussion. Ebenso ist die kommende Klimaerwärmung möglicherweise historisch einzigartig, weswegen über einzelne Folgen dieser Erwärmung teils nur spekuliert werden kann. Zwangsläufig ergeben sich damit auch Streitpunkte, wie von politischer Seite reagiert werden sollte.“ (Quelle: www.wikipedia.at)
4) Den Ausdruck „sündhafte Strukturen“ verwendete der polnische Papst Johannes Paus II 1987 in seiner Sozialenzyklika „Sollicitudo rei socialis“ (Besorgnis über gesellschaftliche Angelegenheiten), in der er sich mit dem Nord-Süd-Konflikt auseinandersetzte.