19. März 2014: Vernichtende Analyse der derzeitigen Energiewende-Situation in Österreich

 

Der im Dezember 2008 verabschiedete Klimapakt der EU bis 2020 wurde in Österreich mit der „Energiestrategie Österreich 2020“ konkretisiert und im März 2010 von Umweltminister Berlakovich und Energieminister Mitterlehner der Öffentlichkeit präsentiert:

-          bis 2020

-          20 % mehr Energieeffizienz im Vergleich zu 2005

-          34 % des Bruttoendenergieverbrauches erneuerbare Energien

-          16 % weniger Treibhausgas-Emissionen, bezogen auf die Emissionen von 2005

 

És ist eine Schande, dass Österreich mit einer derart wenig ambitionierten Energiestrategie sich mit bloßer Pflichterfüllung begnügt, nämlich die EU-20/20/20-Ziele umzusetzen (bis 2020 20 % weniger Treibhausgase, 20 % mehr Energieeffizienz und 20 % mehr erneuerbare Energien – bezogen auf das Jahr 2005). 

 

 

Ein mit Wald und Fließgewässern mit starken Gefällen gesegnetes Land wie Österreich könnte bei der Energiewende schon viel weiter sein. Aber es wurde mit der Energiestrategie Österreich 2020 der bequeme Weg gewählt:  

 

-          Diese Energiestrategie 2020 findet sich damit ab, dass die Nachfrage nach Energiedienstleistungen weiter steigt. Sie geht also von weiterem Wachstum bei der Nachfrage nach Energiedienstleistungen in den Bereichen Energie und motorisierter Verkehr aus, und zwar von ca. 1.100 PJ im Jahr 2005 auf 1.300 PJ im Jahr 2020. Die zunehmende Energieeffizienz in der Höhe von ca. 200 PJ soll lediglich dazu dienen, den Energieeinsatz auf ca. 1.100 PJ stabil zu halten  – statt der Notwendigkeit zu entsprechen, den Energieeinsatz um 200 PJ zu senken.

 

-          Energieverbrauch nur stabilisieren statt senken: Die steigende Energieeffizienz dient nicht der Reduktion fossiler Energieträger, sondern ermöglicht nur eine höhere Nachfrage nach Energiedienstleistungen bei gleichbleibendem Energieeinsatz (statt eines substitiven Prozesses findet ein additiver Prozess statt).

 

 

-          Der Anteil erneuerbarer Energien steigt nach dieser Energiestrategie 2020 weniger als die angenommene Nachfrage nach Energiedienstleistungen:

-    Bei den erneuerbaren Energien wird in der Energiestrategie davon ausgegangen, dass die Aufbringung von ca. 280 PJ im Jahr 2005 auf ca. 390 PJ im Jahr 2020 steigen wird (das ist bloß ein Anstieg von 110 PJ, der übrigens praktisch heute schon erreicht ist).

-    Dieser Anstieg bei den erneuerbaren Energien (110 PJ) kann demnach in der Energiestrategie nicht mit dem angenommenen Anstieg der Nachfrage nach Energiedienstleistungen (200 PJ) mithalten.

 

Die reale Entwicklung des Energieverbrauches in Österreich entspricht der Energiestrategie Österreich 2020:

 

Der Energieverbrauch Österreichs hält sich stabil, weil die steigende Energieeffizienz und die Wirtschaftskrise das Wachstum beim Energieverbrauch verhindern. Ansonsten würde er mit Sicherheit höher liegen. Somit dient die zunehmende Energieeffizienz lediglich dazu, Wachstum beim Energieverbrauch zu verhindern – statt den Energieverbrauch zu senken.

 

 

Diese verantwortungslose Energie- und Verkehrspolitik bedarf dringend einer Änderung.

 

Es fehlt ein Energiewende-Gesamtkonzept, das die Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien und die Halbierung des Energieeinsatzes mit einschließt.

 

Mit der „Energiestrategie Österreich 2030 muss eine wirkliche Energiewende eingeleitet werden, die folgende Ziele verfolgt:

-          Verbrauch fossiler Energieträger gegen Null reduzieren (im Verkehr derzeit ca. 90 % fossile Treibstoffe).

-          Expansion bei der Gewinnung von Energie aus erneuerbaren Quellen (ökologisch und sozial verträglich).

-          Gesamtenergieverbrauch durch steigende Energieeffizienz und durch Energiesparen in Richtung Halbierung senken – denn Studien belegen, dass aus erneuerbaren Energiequellen aus heutiger Sicht nur die Hälfte des derzeitigen Energieeinsatzes aufbringbar ist.

-          Mit der Energiewende muss es zugleich eine Verkehrswende geben. Beide müssen eine Einheit bilden.

Studien belegen, dass die Halbierung unseres Energieverbrauches notwendig ist.

 

Die Bevölkerung für die Energiewende gewinnen:

 

Die Energiewende muss der Bevölkerung erklärt und begründet werden. Durch intensiven Dialog mit der Bevölkerung muss die Energiewende zu den Menschen „gebracht“ werden, vor allem durch flächendeckende, unabhängige Energie- und Mobilitätsberatung.

 

Gleiche Lebensqualität mit halbem Energieaufwand als Prinzip in den reichen Industriestaaten. Aber den „Nachzüglern“ bei der Lebensqualität muss ein Aufholen ermöglicht werden.

 

Streiten wir noch 20 Jahre um eine weltweite Klimastrategie oder fangen wird endlich selber an?