19. Juni 2013: Sieben Fakten zur Klimaveränderung

 

 

„Der Klimawandel ist für uns so wenig fühlbar wie ein Meteorit, der die Erdbahn streift“, schreibt Christine Haiden in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 4. April 2013. Genau das ist das Heimtückische am Klimawandel: Einerseits sind die Wetterextreme so augenscheinlich, wie uns der gegenwärtige Juni mit seinem zweiten Jahrhunderthochwasser des 21. Jahrhunderts und den darauffolgenden Hitzerekorden zeigt, andererseits stumpfen der Gewöhnungseffekt und das Gefühl der Ohnmacht derart ab, dass wir sofort wieder zur Tagesordnung übergehen und uns mit „Wichtigerem“ befassen.

 

Aber die Fakten liegen klar auf dem Tisch!

 

1) Der Klimawandel findet statt: Die Klimaerwärmung ist keine Glaubenssache mehr! Im weltweiten Durchschnitt stieg die Lufttemperatur in Bodennähe zwischen 1906 und 2005 um 0,74 oC1). Die polaren Eismassen schmelzen in rasantem Tempo.

 

2) CO2 ist ein Treibhausgas: Es ist erwiesen, dass CO2 ein Klimagas ist. Es lässt die kurzwelligen Strahlen der Sonne auf die Erdoberfläche, aber die Abstrahlung, die im längerwelligen Bereich stattfindet (Infrarot), wird vom CO2 (und anderen Treibhausgasen) „behindert“ (Treibhauseffekt) 2).

 

3) CO2 baut sich fast nicht ab: Zum Unterschied zu anderen Treibhausgasen3) wird das CO2 in der Atmosphäre nicht abgebaut. Deshalb kommt es zu einer Kumulierung von CO2. Es kann der Luft nur dadurch entzogen werden, dass die lebenden Pflanzen sich von diesem Gas und von Wasser ernähren und auf dieser Basis Biomasse bilden. Die Fossilisation eines Teiles dieser Biomasse geht unvorstellbar langsamer vor sich als die vom Menschen verursachte Freisetzung durch Verbrennung fossiler Brenn- und Treibstoffe. Das heißt, dass Unmengen an Kohlenstoff, die im Laufe von Millionen Jahren durch Fossilisation von Biomasse der Atmosphäre entzogen wurden, seit der Industrialisierung, also innerhalb relativ kurzer Zeit, nach und nach wieder an die Atmosphäre abgegeben werden.

 

4) Der Mensch verursacht zumindest zum Teil die Klimaerwärmung: Da nachgewiesen ist, dass CO2 ein Treibhaugas ist, und da dieses CO2 seit der industriellen Revolution auf Grund menschlichen Tuns in zunehmendem Ausmaß in die Atmosphäre gelangt, muss man davon ausgehen, dass der Klimawandel wenigstens zum Teil auf menschlichen Einfluss zurückzuführen ist. Wie weit natürliche Vorgänge das Klima beeinflussen und wie groß der menschliche Anteil am Klimawandel ist, lässt sich nicht feststellen 4).

 

5) Klimaerwärmung bringt unendliches Leid: Alle Hochkulturen entstanden auf der Grundlage des ziemlich ausgeglichenen Klimas der letzten 10.000 Jahre seit der letzten Eiszeit. Auf der relativ dicht besiedelten Erde der Jetztzeit wäre ein möglichst stabiles Klima mit möglichst geringen bzw. möglichst seltenen Wetterextremen eine wichtige Grundlage für menschliche Existenz und für menschliche Gemeinschaften. Deshalb ist der Klimawandel der letzten beiden Jahrhunderte, vor allem aber der letzten Jahrzehnte, eine existentielle Gefahr. Er bringt in zunehmendem Maße entsetzliches Leid über Teile der Menschheit – und auch über die gesamte Menschheit – und verursacht gewaltige Vernichtung von Sachwerten und Kulturgütern. Am meisten leiden unter den Folgen des Klimawandels jene armen Menschen und Völker, die den Klimawandel nicht verursacht haben.

 

6) Kampf gegen die Klimaerwärmung ist moralische Pflicht: Somit geht es beim Klimaschutz um Verantwortung. Das heißt, die Freisetzung von Treibhausgasen ist ein Vergehen und die Minimierung eine moralische Pflicht. Die meisten Menschen sind sich aber dessen gar nicht bewusst. Außerdem ist in den hochentwickelten Industriestaaten derzeit ein Leben ohne Freisetzung von Treibhausgasen gar nicht möglich. Es handelt sich demnach um „sündhafte Strukturen“ 5), die geändert werden müssen. Es wird Zeit, sich Zeit zu nehmen und den so genannten Sachzwängen den Kampf anzusagen. Die Verantwortung der Politik ist enorm, vor allem in den hochentwickelten Industrieländern.

 

7) Nichtstun wäre auf jeden Fall verantwortungslos: Selbst wenn sich absolut nicht bzw. noch nicht nachweisen ließe, dass der Mensch das Klima beeinflusst, müsste die Menschheit dennoch bzw. schon jetzt so reagieren, als gäbe es diesen Einfluss. Denn es lässt sich auch nicht nachweisen, dass der Mensch das Klima nicht beeinflusst. Nichtstun wäre daher verantwortungslos. Schon der Verdacht, dass es den Einfluss des Menschen gibt, muss Grund genug sein, vorbeugend zu reagieren, indem alles unternommen wird, Treibhausgas-Emissionen zu minimieren.

 

 

1)Quelle: www.wikipedia.at - unter „Globale Erwärmung“

 

2) Treibhausgase lassen die von der Sonne kommende kurzwellige Strahlung weitgehend ungehindert auf die Erdoberfläche durch, absorbieren aber einen Großteil der von der Erde ausgestrahlten Infrarotstrahlung. Dadurch erwärmen sie sich und emittieren selbst Strahlung im längerwelligen Bereich, einerseits ins All, anderseits zur Erdoberfläche zurück. Letztere wird atmosphärische Gegenstrahlung genannt. (Quelle: www.wikipedia.at)

 

3) Die 6 wichtigsten Treibhausgase sind: CO2 (Kohlendioxid; in Österreich 85 % Anteil am Treibhauseffekt), N2O (Distickstoffmonoxid, Lachgas), H-FKWs (Hydro-Fluorkohlenwasserstoffe), PFKWs (perfluorierte Kohlenwasserstoffe), SF6 (Schwefelhexafluorid), bodennahes O3 (Ozon).

Der Wasserdampf gilt offiziell nicht als Treibhausgas, obwohl er eines ist.

 

Zusammensetzung der Luft in Meereshöhe:

Stickstoff (N2)                   78,08 %

Sauerstoff (O2)                 20,95 %

Argon (Ar)                             0,93 %

Kohlendioxid (CO2)            0,040 % (Vor der Industrialisierung: 0,026 %)

Neon (Ne)                            0,0018 %

Helium (He)                         0,0005 %

Methan (CH4)                      0,00020 % (Vor der Industrialisierung: 0,00007 %)

Krypton (Kr)                          0,00011 %

Wasserstoff (H2)                 0,00005 %

Distickstoffoxid (N2O)         0,00003 %

Kohlenmonoxid (CO)          0,00002 %

Xenon (Xe)                           0,000009 %

 

 

4) „Da der direkt wärmende Effekt der Treibhausgase nur ca. ein Drittel der erwarteten Erwärmung ausmacht und der größte Teil eine Folge nicht genau quantifizierbarer Rückkopplungsvorgänge ist, ist das Ausmaß der erwarteten Erwärmung ein Aspekt der Diskussion. Ebenso ist die kommende Klimaerwärmung möglicherweise historisch einzigartig, weswegen über einzelne Folgen dieser Erwärmung teils nur spekuliert werden kann. Zwangsläufig ergeben sich damit auch Streitpunkte, wie von politischer Seite reagiert werden sollte.“ (Quelle: www.wikipedia.at)

 

5) Den Ausdruck „sündhafte Strukturen“ verwendete der polnische Papst Johannes Paus II 1987 in seiner Sozialenzyklika „Sollicitudo rei socialis“ (Besorgnis über gesellschaftliche Angelegenheiten), in der er sich mit dem Nord-Süd-Konflikt (reiche Länder des Nordens, arme Länder des Südens) auseinandersetzte.