Modernisierung der Mühlkreisbahn als Normalspur-Bahn bis Aigen/Schlägl
Für eine massive Verkehrsverlagerung von der Straße zur Schiene eignet sich die Normalspur aus Kapazitäts- und Komfortgründen wesentlich besser als die Schmalspur. Außerdem ist nur auf Normalspur-Basis die Einbindung ins übrige Schienennetz und in ein Linzer Schnellbahnsystem möglich.
Beitrag von KS-I-Obmann Höbarth zur Pressekonferenz des "Netzwerk von Christen" vom 17. April 2013
Die Klimaerwärmung ist eines der folgenschwersten, unsere Nachkommen belastenden, vor allem aber die Armen dieser Welt hart treffenden Probleme. Wir gehören als Industrieland zu jenen, wo diese heimtückische Entwicklung ihren Ausgang nahm. Entsprechend groß ist auch unsere Verantwortung, für eine Trendumkehr zu sorgen. Österreich soll dabei endlich zu den Pionierstaaten gehören.
Die Trendumkehr geschieht nicht in schönen Worten, sondern in konkreten Maßnahmen und an konkreten Strukturen und Orten. Der Verkehr ist jener Bereich, wo die Trendumkehr in Richtung Klimaschutz am dringendsten ist. Dem öffentlichen Verkehr, speziell dem System Bahn kommt dabei eine wichtige Aufgabe zu. Die Mühlkreisbahn ist ein solcher konkreter Ort, wo Klimaschutz umzusetzen ist.
Grundsätzlich ist zu begrüßen, dass es den politischen Willen gibt, die Schienenverbindung zwischen dem Oberen Mühlviertel und Linz zu erhalten und die Elektrifizierung vorzunehmen. Denn Strom wird im Zuge des Umstiegs auf erneuerbare Energien an Bedeutung gewinnen und auch für den Verkehr die energetische Grundlage werden. Strom lässt sich auf der Schiene wesentlich effektiver einsetzen als auf der Straße. Die Elektrifizierung von Regionalbahnen – wie der Mühlkreisbahn – ist früher und rascher möglich als die Umstellung des Straßenverkehrs auf E-Mobilität.
Aber Klimaschutz bedeutet, dass immer mehr Autofahrer für die Benützung der Bahn gewonnen werden müssen und dass diese Nutzung auch ermöglicht werden muss. Für eine solche massive Verkehrsverlagerung von der Straße zur Schiene eignet sich die Normalspur aus Kapazitäts- und Komfortgründen wesentlich besser als die Schmalspur. Außerdem ist nur auf Normalspur-Basis die Einbindung ins übrige Schienennetz und in ein Linzer Schnellbahnsystem möglich.
Zudem muss damit gerechnet werden, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Umwelt- und Klimaschutz-Gründen die Rahmenbedingungen zugunsten der Schiene geändert werden und der Güterverkehr auf der Mühlkreisbahn wieder an Bedeutung gewinnen wird.
Langfristiges Denken ist demnach gefragt. Es wäre wenig sinnvoll, die Mühlkreisbahn auf Schmalspur umzuspuren. Vielmehr soll das Schwergewicht auf die Modernisierung und Elektrifizierung der Normalspur gelegt werden.
Details:
1) Den motorisierten Verkehr im Energie-Kontext sehen:
Da der geordnete Umsteig auf erneuerbare Energiequellen aus mehreren Gründen – auch wegen des Klimaschutzes – eine absolute Notwendigkeit ist, hat sich auch der Verkehr daran zu orientieren, wie viel Energie – ökologisch und sozial verträglich – aus erneuerbaren Quellen aufbringbar ist.
2) Halbierung des Energieeinsatzes ist notwendig – und möglich:
Studien kommen zum Ergebnis, dass aus inländischer Aufbringung etwa die Hälfte unseres heutigen Energieverbrauches aus erneuerbaren Energiequellen aufbringbar ist. Importe von erneuerbaren Energieträgern sind – wie wir wissen – meistens mit Ausbeutung von Menschen und Natur in ärmeren Ländern verbunden. Somit müssen wir in Zukunft im Verkehrssektor – wie in den anderen Sektoren auch – mit halbem Energieeinsatz auskommen. Dass dies ohne Verlust an Lebensqualität möglich ist, ist uns bekannt. Im Bereich der individuellen Mobilität gibt es die Möglichkeit, häufiger das Auto stehen zu lassen und zu Fuß, per Rad oder mit Öffis unterwegs zu sein und sich beim nächsten Autokauf für ein Sparmodell zu entscheiden. Die Rahmenbedingungen sind so zu ändern, dass es sich rentiert, Güter mit der Bahn zu transportieren.
3) Strom wird die energetische Hauptsäule des motorisierten Verkehrs werden:
Denn im Bereich der brennbaren Energiestoffe bringt der Rückzug von den fossilen Energieträgern es mit sich, dass uns zum Schluss nur mehr Biomasse zur Verfügung steht. Bei elektrischer Energie aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse (in Kraft-Wärme-Kopplung) ist hingegen Expansion möglich – natürlich nur innerhalb ökologischer Grenzen und sozialer Verträglichkeit.
4) Elektrisch betriebene Bahn als Klimaschutz-System:
Öffentliche Verkehrsmittel sind an Fahrpläne gebundene Gelegenheiten für Fahrgemeinschaften. Von durchschnittlich gut ausgelasteten Öffis kann pro Fahrgast die Energie wesentlich effektiver eingesetzt werden als im motorisierten Individualverkehr mit Autos. Unter allen öffentlichen Verkehrsmitteln entspricht der elektrisch betriebene Schienenverkehr der Tatsache am besten, dass der Strom die energetische Basis des Verkehrs werden wird. Während die Umstellung des Straßenverkehrs auf E-Antrieb – abgesehen von Obussen – Jahrzehnte dauern wird, ist der Bahnbetrieb auf elektrifizierten Strecken – vor allem in Österreich mit hohem Wasserkraft-Anteil bei Bahnstrom – die bereits vorhandene, klimaschonende, hoch effiziente Technik für die E-Mobilität. Denn hier ist der Strom bei geringem Umwandlungsaufwand direkt einsetzbar, während im Straßenverkehr aufwendige Umwandlungsvorgänge erforderlich sind, die mit größeren Energieverlusten verbunden sind.
5) Mit Normalspur Kapazität und Komfort in hohem Ausmaß sichern und damit massive Verkehrsverlagerung zur Schiene ermöglichen:
Klimaschutz heißt, möglichst viele Autofahrer für die Nutzung der Bahn zu gewinnen. Es ist also von einem Vielfachen der derzeitigen Fahrgastzahlen auszugehen. Dazu braucht man große (Normalspur-) Fahrzeuge und den Komfort, den nur Normalspur-Fahrzeuge bieten können: genügend Freiraum bei den Sitzplätzen, Bewegungsfreiheit, Stauraum, ausreichend große WC`s, Laufruhe des Fahrzeuges usw.
6) Die Gerechtigkeit verlangt es, dass auch den von Linz weiter entfernten Regionen Bahn-Komfort auf Normalspur geboten wird:
Die Gefahr besteht, dass sich Oberösterreichs Verkehrspolitiker dafür entscheiden, den Bahnverkehr nur zwischen Linz und Rottenegg zu führen und den „oberen“ Teil mit Bussen zu bedienen. So müsste die Bevölkerung, die in peripheren Regionen lebt, zu den Nachteilen der langen Fahrstrecke (lange Fahrzeit, hoher Ticketpreis) und des dünnen Fahrplans auch noch die Hürde des Umsteigens zur halben Reisezeit und des niedrigeren Buskomforts auf sich nehmen.
Der Komfort der Bahn muss auch der peripher lebenden Bevölkerung zugestanden werden. Das heißt, die Fahrgäste sollen den Großteil der Reise per Bahn zurücklegen können, während die Fahrten mit den ländlichen Zubringer- bzw. Verteilerdiensten kurz sein sollen (solche Dienste soll es auch in dünn besiedelten Gebieten geben, wobei außerhalb der Hauptverkehrszeiten Anrufsysteme sinnvoll sind).
Dass zwischen Linz und Puchenau in der Regel die Züge voll sind, aber sich zwischen Rohrbach und Aigen/Schlägl weniger Fahrgäste im Zug befinden, liegt in der Natur der Sache und gibt Verkehrsplanern nicht das Recht, den Bahnverkehr Rohrbach-Aigen/Schlägl durch Busse zu ersetzen.
Übrigens ist zu bedenken, dass für den Klimaschutz nicht in erster Linie die Fahrgastzahlen wichtig sind, sondern die Fahrgast-Kilometer: Ein einziger Fahrgast, der für eine Fahrt von Aigen/Schlägl nach Linz statt mit seinem PKW mit der Bahn fährt, ist für den Klimaschutz (CO2-Bilanz) genau so wichtig wie mehrere Fahrgäste, die von Puchenau mit der Bahn nach Linz fahren und ihre PKW`s zu Hause lassen.
7) Klimaschutz heißt, Güter - wo immer es möglich ist - auf der Schiene zu transportieren:
Die Rahmenbedingungen werden im Güterverkehr zu Gunsten der Schiene geändert werden müssen (z. B. LKW-Maut auf allen Straßen, schrittweise Anhebung der LKW-Maut auf Schweizer Höhe), weil sonst die in Sonntagsreden angesprochene Verkehrsverlagerung nicht stattfinden wird. Deshalb muss damit gerechnet werden, dass z. B. der Holztransport auf der Mühlkreisbahn – derzeit kein Thema – an Bedeutung gewinnen wird. Dass dafür die Normaspur von Vorteil ist, leuchtet sicher allen ein.