16. Februar 2018: Der Aufmarsch der Riesen
Wie ist es erklärbar, dass immer mehr Autofahrer auf stark motorisierte, schwere Autos umsteigen?
300 PS stark (oder noch stärker), 1,8 bis 2 Meter breit, 1800 bis 2000 Kilogramm schwer – solche spritfressenden Panzer erfreuen sich steigender Beliebtheit. SUV sind die neue Mode. Das entsprechende Kaufverhalten wird begründet mit mehr Sicherheit, besserer Übersicht, einfacherem Aus- und Einsteigen, bequemerem Sitzen usw. Es stört die Besitzer nicht, dass sie anderen die Sicht verstellen, den Parkraum verknappen und das Verletzungsrisiko für Umfallgegner erhöhen.
Ist der Klimaschutz für viele Bürgerinnen und Bürger noch kein reales Anliegen? Oder geht es darum, dass der Klimawandel einfach verdrängt wird, weil die Forschungslage kompliziert ist und man sich schwer tut, in sehr langen Zeiträumen zu denken und zu planen? Mit Sicherheit spielt mit, dass Moralpredigten unbeliebt sind und dass die Änderung des Lebensstils keine einfache Sache ist. Die Einstellung, „jetzt leiste ich mir das noch, bevor ich ohnehin auf sparsameres Verkehrsverhalten umsteigen muss“, könnte auch eine Rolle spielen. Viele reden sich mit Recht auf andere Klimasünder aus, nämlich auf den bedenklich zunehmenden Flugverkehr und auf die Emissionen der rasant wachsenden Kreuzschifffahrt. Für manche ist es nackter Fatalismus: „Ich kann bezüglich Klimaerwärmung ohnehin nichts ändern“ oder „die Menschheit fährt mit ihrer Maßlosigkeit sowieso an die Wand.“
Natürlich wäre es Aufgabe der Politik und der Medien, darauf hinzuweisen, dass der Trend zu großen Autos die Fortschritte bei der Energieeffizienz, die in den Sektoren Industrie, Raumwärme, E-Wirtschaft usw. gemacht werden, wieder auffrisst. Aber welche politische Partei setzt sich der Gefahr aus, diesen Trend zu kritisieren und dabei das Abstürzen ins politische Nichts zu riskieren? Welche große Zeitung kann es wagen, offen die Vorliebe für SUV anzuprangern? Nur ein öffentlich-rechtiliches Medium wie der ORF kann kritische Sendungen in seine Programme einbauen. Und die politischen Parteien müssen sich in essentiellen Anliegen – wie die Mobilitätsent-wicklung – zu Geschlossenheit und zu einem gemeinsamen Vorgehen durchringen und auf eine gemeinsame Informationspolitik hinarbeiten, die es ihnen ermöglicht, solch heikle Fragen zu thematisieren.