15. Juni 2018: EU-Einigung auf 32 Prozent Ökoenergie bis 2030

 

 

EU-Parlament, Mitgliedsstaaten und EU-Kommission haben sich in der Nacht auf den 14. Juni darauf geeinigt, den Anteil von Energie aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse bis 2030 auf 32 Prozent auszubauen. Die Kommission hatte ursprünglich ein Zeil von 27 Prozent vorgeschlagen, das EU-Parlament wollte 35 Prozent.

 

Es geht um drei Ziele:

1) Anteil erneuerbarer Energiequellen am Energiemix

2) Erhöhung der Energieeffizienz (Energieeinsparung)

3) Reduktion der Treibhausgasemissionen

 

Zu 1) Erneuerbare Energie: Wie bereits erwähnt, haben sich EU-Parlament, Mitgliedsstaaten und Kommission darauf geeinigt, den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit 17 Prozent (EU-Schnitt) auf 32 Prozent bis 2030 zu erhöhen. Österreichs zuständige Ministerin, Elisabeth Köstinger, hatte sich im Vorfeld für ein Ziel ausgesprochen, vor dem ein Dreier steht. Zu den Vorkämpfern hatten Spanien und Italien gezählt, deren neue Regierungen für 35 Prozent plädiert hatten.

 

Umweltorganisationen zeigten sich trotz der Erhöhung enttäuscht. „Machbar und für die Erreichung der Pariser Klimaziele notwendig ist eine Steigerung auf einen Anteil erneuerbarer Energie von 45 Prozent“, betonte Johannes Wahlmüller von Global 2000.

 

Zu 2) Energieeinsparung: Keine Einigung gab es vorerst beim Energiesparziel. Die EU-Kommission hat eine Steigerung der Energieeffizienz von 30 Prozent bis 2030 vorgeschlagen, das EU-Parlament fordert auch hier 35 Prozent bis 2030. Global 2000 hält sogar 50 Prozent für möglich. Nächste Woche soll weiterverhandelt werden.

 

Zu 3) Treibhausgasemissionen: Mit zusätzlicher Ökoenergie und Effizienz soll es gelingen, das EU-Klimaziel zu erreichen, den Ausstoß von CO2 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Aufhorchen ließ am 13. Juni der niederländische Regierungschef Mark Rutte mit seiner Forderung, die EU solle bei den Treibhausgasen bis 2030 eine Senkung von 55 Prozent anstreben.

 

Die schweren Unwetter der letzten Tage passen in das Bild, das die Klimaforscher schon lange zeichnen. Durch den Klimawandel nehmen extreme Wetterereignisse zu: mehr Starkregen und Hagel bei höheren Temperaturen und dazwischen lang anhaltende Trockenheit. Ernteausfälle und Schädlinge verursachen gewaltige Schäden in der Land- und Forstwirtschaft, die eine Höhe von 1 Milliarde Euro erreichen würden und bis 2050 auf fast 9 Milliarden Euro ansteigen würden, sagt Igmar Höbarth vom Klima- und Energiefonds der Bundesregierung. „In diesem Sinne wäre es treffender, nicht vom Klimawandel, sondern eigentlich von einer sich anbahnenden Klimakatastrophe zu sprechen“, betont Höbarth.

 

Damit sich die Land- und Forstwirtschaft anpassen kann, gibt es ein Förderprogramm des Umweltministeriums.

 

Für den Österreicher Gernot Wagner von der Harvard University ist die derzeitige Situation sehr ernst. „Für Pessimismus ist es zu spät“, sagt er. „Das Problem, das es zu lösen gilt, ist leider komplizierter als alles, was die Menschheit bisher zu bewältigen hatte. Es ist das perfekte Problem. Es ist globaler, es ist langfristiger, es ist unsicherer, ungewisser und mehr irreversibel, als alle anderen gesellschaftlichen Probleme, die zumindest ich kenne.“ Eine einfache Lösung werde es nicht geben, betont Wagner. Aus politischer Sicht sei die Situation eindeutig. „Wir brauchen auf irgend eine Weise einen CO2-Preis. Das heißt konkret etwa eine CO2-Steuer oder ein Emissionshandelsgesetz oder Förderungen für erneuerbare Energien.“

 

Der Einwand, dass solche Eingriffe in den Markt – etwa in den USA – nicht durchsetzbar wären, lässt Wagner nicht gelten. „Wenn die Vorteile, die Nutzen, alle privatisiert sind und die Kosten sozialisiert sind, hat das nichts mit Freihandel zu tun. Um es ganz persönlich zu sehen: Es heißt jetzt z. B. nicht, Flüge zu verbieten. Aber wenn ich mich in Boston in den Flieger setze und nach Wien fliege, gebe ich persönlich – nicht der ganze Flieger – eine Tonne CO2 aus.“ Die Umweltkosten würden derzeit alle bezahlen, nicht die Verursacher, kritisiert Wagner.

 

Wagner befasst sich auch mit Methoden zur künstlichen Kühlung des Planeten, etwa durch Injektion von Schwefeldioxid in die Stratosphäre. „Im Endeffekt wissen wir, dass so eine Methode globale Durchschnittstemperaturen mindern könnte. Warum wissen wir das? Weil es Vulkane schon seit jeher gemacht haben.“ Das würden derzeit Forscher der Harvard University mit einem Ballonversuch untersuchen. Welche Wirkungen so ein Eingriff haben würde, sei noch ungewiss.

 

Und es gebe da noch ein ähnliches globales Experiment, wenn auch nicht unbedingt ein wissenschaftliches. „Es geht um eine Methode, die wir derzeit schon anwenden: Wir pumpen derzeit so viel SO2 in die niedrigere Atmosphäre, um globale Temperaturen ungefähr um ein Grad zu senken.“ Gemeint seien die Industrie und der Verkehr. Die ausgestoßenen Aerosole würden tatsächlich den Planeten kühlen. Aber die Luftverschmutzung töte jedes Jahr auch bis zu sechs Millionen Menschen.