13. September 2015: Was die Erderwärmung mit dem Konflikt in Syrien zu tun hat


 

Der renommierte Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf sieht im Klimawandel einen entscheidenden Faktor für den Konflikt in Syrien und mit dem daraus folgenden Flüchtlingsproblem.

 

Rahmstorf weist in der „Frankfurter Rundschau“ darauf hin, dass ein in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlichter Überblick über 60 verschiedene Studien zeige, wie Abweichungen von normalen Niederschlägen und erhöhten Temperaturen systematisch die Gefahr von Konflikten erhöhe. Syrien sei in den Jahren 2007 bis 2010 von der schlimmsten Dürre in der mehr als 100-jährigen Geschichte der dortigen Wetteraufzeichnungen heimgesucht worden, betonte der Forscher. Ernten seinen ausgeblieben und viel Vieh sei verendet. Rahmstorf: „Rund eineinhalb Millionen Menschen flohen aus Not aus den ländlichen Gebieten Syriens und suchten Zuflucht in der Peripherie großer Städte wie Homs und Aleppo. Dort gab es Arbeitslosigkeit, Überfüllung, unzureichende Infrastruktur und Kriminalität und daher eine massive Unzufriedenheit.“ Der Wissenschafter betonte jedoch ausdrücklich, dass der Grund für die Eskalation des Konflikts politisch war.

 

Rahmstorf nennt eine im Jahr 2015 in den USA erschienene Studie, die einen wichtigen Grund für den massiven Einbruch der syrischen Landwirtschaft ortet, nämlich in einer verfehlten, nicht nachhaltigen Agrarpolitik. „Wie Satellitendaten zeigen, wurden die Grundwasservorräte übernutzt, was Syrien dann sehr anfällig in der Dürre machte. Der Fluss Chabur, ein Zufluss des Euphrat, trocknete aus“, meinte Rahmstorf. Später habe das Regime dann dabei versagt, den von der Dürre betroffenen Menschen zu helfen.

 

Auch in den nächsten Jahren werde die Zahl der Flüchtlinge aufgrund globaler Erwärmung weiter zunehmen, sagte Rahmstorf. Vor allem die heute schon eher trockenen Gebiete müssten mit einer weiteren Austrocknung rechnen. „Besonders anfällig für Erntausfälle sind dabei vor allem Entwicklungsländer, in denen ein Großteil der Bevölkerung sich selbst versorgt.“ Betroffen sein wird der – noch – fruchtbare Halbmond östlich des Mittelmeers zwischen Euphrat und Tigris.

 

Quelle: Artikel von Dr. Stricker in den Salzburger Nachrichten vom 12. September 2015