12. November 2018: 100 Jahre Republik Österreich

 

Aus der Geschichte zu lernen ist heute so wichtig wie schon lange nicht mehr. Zum Staatsakt in der Staatsoper wies die Festrednerin Maja Haderlap auf bedenkliche Entwicklungen hin und mahnte die Anwesenden: “Es geht uns gut, aber die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm.“

 

Bundespräsident Van der Bellen betonte in seiner Festrede, dass „eine Lösung zum Wohle aller fast immer in der Mitte liegt“. Van der Bellen stellte damit vor allem den Begriff der „Gemeinsamkeit“ in den Mittelpunkt.

 

Bundeskanzler Sebastian Kurz wies ebenfalls auf die Bedeutung des Gemeinsamen hin, auch wenn „nicht jeder dasselbe denken muss“.   

 

Wie wichtig der Ausgleich zwischen den politischen Lagern ist, zeigte auch Fritz Messner in seiner Kolumne „Querschläger“ in einer Regionalausgabe der Salzburger Nachrichten (15. November), indem er sich mit der Gründung der Republik befasste, „jenes ungeliebten Rests der Habsburgermonarchie, den so niemand haben wollte und dem auch fast niemand eine Chance gab“. Messner beschreibt die Krisen, die diese junge Republik durchmachen musste: „Durch die Verwerfungen der Nachkriegszeit und der Wirtschaftskrise bedingt, drifteten die politischen Lager immer weiter auseinander und die Erste Republik endete in Hass, Kampf und Diktatur, vom Bürgerkrieg bis hin zum nationalsozialistischen Schreckensregime mit all seinen Folgen und Gräueltaten. Daraus zogen die Architekten der Zweiten Republik ihre Lehren und sorgten dafür, dass der Ausgleich zwischen den politische Lagern und wirtschaftliche Interessen in der demokratischen Verfassung verankert wurde.“

 

Messner weist darauf hin, dass dies für die Weiterentwicklung der Republik von enormer Bedeutung war: „Das war eine der wesentlichen Grundlagen des Erfolgs dieser Republik, die, wirtschaftlich durch den Marshallplan unterstützt und diplomatisch seine Neutralität geschickt nutzend, sich einen unglaublichen Aufschwung erarbeitete, hin zu militärischem und sozialem Frieden, internationaler Anerkennung und großem Wohlstand.“

 

Dass dies in Vergessenheit geriet, bedauert Messner in seiner Kolumne: „Aber anscheinend geht der Esel immer noch gern auf das Eis tanzen, wenn es ihm zu gut geht, weil er nicht mehr weiß oder einfach ignoriert, wie dünn die Schicht ist, auf der er sich bewegt, und wie tief und grauenerregend der Abgrund darunter. Äußerungen von Kräften, die die ausgleichenden Grundlagen dieser Republik geringschätzen, sie aushebeln oder gar zerschlagen wollen, häufen sich auf verschiedensten Ebenen und finden zunehmend Beifall.“

 

Deshalb ersucht uns Messner: „Ich empfehle uns allen, wieder einmal in ein Geschichtsbuch zu schauen, denn das Muster ist immer dasselbe: Gesellschaften, die diesen Ausgleich ignorieren, enden früher oder später in Gewalt, Chaos und Diktatur.“