11. Juni 2013: Die Kritiker der Energiewende melden sich zu Wort
Der Klimawandel ist nicht mehr Glaube, sondern Faktum. Das zweite „Jahrhunderthochwasser“ innerhalb von 11 Jahren ist – wenn auch nicht beweisbar – diesem Klimawandel zuzuordnen, der mit höchster Wahrscheinlichkeit von uns Menschen verursacht ist. Der Rückgang bei der Verwendung fossiler Energieträger und der Umstieg auf erneuerbare Energien, Energiewende genannt, ist daher ein Gebot der Stunde und erfordert den Einsatz aller. Leider gibt es Kräfte, die sich in genau entgegengesetzter Richtung engagieren. Eine dieser Kräfte ist die Industriellenvereinigung.
Völlig ungerührt vom Hochwasser ließ die Industriellenvereinigung IV ihre Oberösterreich-Teilorganisation aufmarschieren, um uns Bürgerinnen und Bürgern via Sonderbeilage in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 11. Juni 2013 mitzuteilen, dass die Energiewende gescheitert sei. Am deutlichsten tat sich Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV-OÖ, hervor, indem er die Abkehr von der Energiewende forderte, denn die „überbordenden“ Förderungen für Sonnen- und Windstrom kämen zu teuer.
Haindl-Grutsch kritisierte „planwirtschaftliche Ansätze“ bei der österreichischen und deutschen Energiepolitik. Ohne die Atomenergie beim Namen zu nennen, trauert er der Zeit vor dem deutschen Atomausstieg-Plan nach: „Man habe eine bestehende, funktionierende Stromversorgung mit hoher Produktivität gegen ein unsicheres, teures und ineffizientes System getauscht…“ Dass Atomstrom hoch subventioniert wird, weil das enorme Risiko und die Kosten für die Lagerung des Atommülls nicht die Betreiber der Atomkraftwerke tragen, sondern die Allgemeinheit, das verschweigt er. Offen tritt er für die Gewinnung jener Art des Erdgases ein, das man Schiefergas nennt und das durch das höchst gefährliche Fracking aus vielen Kilometern Tiefe gefördert wird. Er fordert, dass OÖ keinesfalls die Musterregion der Energiewende werden dürfe. Die Stromversorgung in OÖ bis zum Jahr 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie zu erzeugen sei nach seiner Meinung weder realistisch noch wirtschaftlich und auch technologisch nicht sinnvoll.
Die Ouvertüre zu diesem IV-Rundumschlag lieferte Die Presse vom 27. Mai 2013 mit ihrem Gastkommentar „Die große Ernüchterung nach der Energiewende“ von Gero Vogl. Man spürt beim Lesen des Artikels die Schadenfreude von Gero Vogl, dass die Energiewende unter Kinderkrankheiten leidet und ins Stocken gerät. Die Polemik über die Energiewende erinnert an die Zeit des Anti-Atom-Kampfes in den 1970er Jahren. Auch damals machten sich die Atomlobby, das Öl-Kartell und fast alle Medien über die erneuerbaren Energien lustig.
Presse-Gastkommentar von Gero Vogl zu lesen im Internet unter: http://diepresse.com/user/search.do?resetForm=1&resultsPage=0&searchText=Gero+Vogl&suchtyp=
Natürlich lässt sich nicht leugnen, dass die Energiewende unter Kinderkrankheiten leidet. So wird zum Beispiel viel zu wenig Wert auf die Reduktion des Energieverbrauchs gelegt. Und der Bau von Speicheranlagen, um die Lücken bei der Wind- und Sonnenstromgewinnung überbrücken zu können, hält nicht Schritt mit der Errichtung von Photovoltaik- und Windenergieanlagen.
Aber es wäre besser, die Industriellenvereinigung und Die Presse würden mit voller Kraft mitwirken, die Energiewende-Schwächen zu überwinden – statt die Energiewende für misslungen zu erklären.
Wie Professor Gero Vogl zur Reaktorkatastrophe in Fukushima steht, erfährt man in der Presse vom 25. März 2013 aus seinem Gastkommentar „Investieren Sie in Schaf-Farmen, Frau Glawischnig!“ (Siehe obige Internet-Adresse!)
Der Verfasser dieses Textes fragte per Telefon Herrn Burkhard Bischof, den Verantwortlichen für Presse-Gastkommentare, warum ein ausgewiesener Atomenergie-Befürworter in der Presse publizieren dürfe. Herrn Bischof antwortete, was Herr Vogl schreibe sei auch die Meinung der Redaktion. Über Atomenergie könne man sehr wohl diskutieren.
Tel. Nr. von Herrn Burkhard Bischof: 01 / 51414-506; seine E-Mail-Adresse: burkhard.bischof@diepresse.com