24. November 2010: Ab 12. 12. gibt es Verschlechterungen beim Öffentlichen Verkehr
Mit dem heurigen Fahrplanwechsel (12. Dezember) sind zahlreiche Verschlechterungen beim Angebot des Öffentlichen Verkehrs (ÖV) verbunden:
- durch Einschränkungen bei der Finanzierung des ÖV,
- schwach ausgelastete Züge/Busse werden aus den Fahrplänen entfernt (obwohl Tagesrandverbindungen und Schwachlastzeiten wesentlich zum Taktangebot gehören),
- Umstellung von Bahnverkehren auf Busverkehre (obwohl man aus Erfahrung weiß, dass sich mit dieser Umstellung die Fahrgastzahlen halbieren),
- Bahnstrecken-Stilllegungen.
Betroffen von den Verschlechterungen im ÖV-Angebot sind:
1) Vor allem ländliche Regionen ((„eh nur Schwachlastzeiten, Wochenenden und Tagesrandverbindungen“). Die Masse der Pendler, die zu den Hauptverkehrszeiten die Öffis benutzt, bekommt von den Ausdünnungen nichts zu spüren. Auch die Autobesitzer sind in der Lage, diese ÖV-Lücken zu überbrücken. Die Leidtragenden sind jene, die auf die Öffis angewiesen sind. Sie sind eine Minderheit und haben keine Lobby.
2) Auf schwach ausgelasteten Regionalbahnlinien (meist von den ÖBB durch mieses Angebot systematisch "ausgehungert", wie z.B. die Ybbstal-Schmalspurbahn und die Donauuferbahn im niederösterreichischen Abschnitt) wird der Bahnbetrieb eingestellt und durch Busverkehre ersetzt. Streckenstilllegungen sind geplant.
3) Sogar die Einstellung von Bahn-Direktverbindungen zwischen Landeshauptstädten wird begonnen. En Tabubruch! Erstes Opfer: IC-Verkehr Linz-Graz.
Der Politik ist das System Straße wichtiger als das System Schiene. In OÖ. steht dem enormen Einsatz für die Errichtung des Linzer Westringes, für die zweiten Tunnelröhren der Pyhrnautobahn A 9 und für die Mühlviertler Schnellstraße S 10 das äußerst geringe Engagement für den Ausbau von Bahnlinien gegenüber. Selbst die Pyhrnbahn Linz-Selzthal und die Summerauer Bahn - beide zählen zum hochrangigen Bahnnetz - sind noch weitgehend eingleisig und kurvenreich wie zu Kaisers Zeiten. Der Einsatz der oö. Politik für ein durchgehendes zweites, schnellzugtaugliches Gleis auf diesen Bahnstrecken ist fast Null.
Die Bahn wird ganz in neoliberaler Manier nicht mehr als Rückgrat des ÖV betrachtet, der ein wesentliches Element der Daseinsvorsorge und somit flächendeckend eine soziale Aufgabe sein müsste, sondern immer mehr als gewinnorientiertes Unternehmen.
Flächendeckender ÖV müsste das Ziel sein. Abseits von Bahnlinien wären in dünn besiedelten Gebieten außerhalb der Hauptverkehrszeiten aus Effizienzgründen Anruf-Rufsysteme sinnvoll - als Ersatz für Linienbusse.
Dass die elektrisch betriebene Bahn auch ein Klimaschutz-System ist und daher fit gemacht werden müsste für massive Verkehrsverlagerung, ist von den meisten Politikern noch nicht erkannt worden.
Die Politik ist es, die es verabsäumt, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Verkehrsverlagerung zur Schiene endlich in Gang kommen kann. Sie ist es, die die ÖBB nicht entschuldet, sondern viel mehr in die Schulden treibt. Sie ist es, die die neoliberalen Bahn-Chefs einsetzt.