10 März 2010: Kältewellen und Klimaerwärmung - wie passt das zusammen? 

 

„Wo bleibt die Klimaerwärmung? Wir hatten doch eine Kältewelle im Jänner und jetzt wieder!“ – So reden sie, die den Klimawandel in Frage stellen wollen.

 

Worüber berichten aber die Medien meist nicht? Dass es zur selben Zeit in anderen Gebieten der nördlichen Hemisphäre gar nicht winterlich ist, sondern extrem warm.

 

Auch unter Klimaexperten gibt es immer noch welche, die den Klimawandel nicht als Ursache für die zunehmenden Wetterextreme anerkennen wollen oder überhaupt den Klimawandel leugnen. Sie sprechen von Hysterie und Panikmache. 

 

Natürlich hat es schon immer Wetterkapriolen gegeben. Aber dass diese Extreme an Zahl und auch an Intensität zunehmen, ist eine wissenschaftlich abgesicherte Tatsache.

 

Also gibt es doch einen Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und extremen Wettererscheinungen? Eigentlich liegt dieser Zusammenhang auf der Hand.

 

Zuerst ein bisschen Physik: Dass warme Luft leichter ist als kalte, das leuchtet jedem ein. Aber dass feuchte Luft leichter ist als trockene, das ist schwer zu verstehen. Feuchte Luft ist deshalb leichter als trockene, weil Wasserdampf leichter ist als Luft. Leichte Luftmassen drücken weniger nasch unten als schwere. Daher spricht man bei leichten Luftmassen von „Niederdruck“ oder „Tiefdruck“ (das Quecksilberbarometer steht „tief“). Wo schwerere Luftmassen sind, herrscht „Hochdruck“ (das Quecksilberbarometer steht „hoch“). Leichte Luftmassen steigen auf, es entstehen Wolken, es kommt zu Niederschlag. Schwere Luftmassen sinken ab, Wolken lösen sich auf, die Sonne lässt sich sehen.

 

Die leichteren Luftmassen sind die „Tiefdruckgebiete“. Die Erddrehung bewirkt, dass sich die Tiefdruckgebiete ebenfalls drehen (auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn) und daher große Wirbel bilden. Diese Tiefdruckwirbel sind die eigentlichen Motoren des Wettergeschehens. Das bekannteste stationäre Tief, das auf Europas Wetter großen Einfluss hat, ist das „Island-Tief“. Daneben entstehen laufend neue Tiefdruckgebiete und wandern in der Regel ostwärts. In den Hochdruckzonen sinkt die „ausgeregnete“, also trockene Luft wieder ab. Europas nächste stationäre Hochdruck-Luftmassen sind das „Azoren-Hoch“ und das Hoch über dem Nordpol.

 

Durch die Klimaerwärmung kommt es zu höherer Durchschnittstemperatur in der Atmosphäre und in den Meeren. Dazu kommt als Folge eine stärkere Verdunstung. Wärmere, feuchtere Luft bedeutet, dass die Atmosphäre mit mehr Energie „geladen“ ist. Dies führt aber zu Tiefdruckwirbeln mit größerem Durchmesser und höherer Heftigkeit als in früheren Zeiten. Diese Wirbel „greifen“ tiefer in die benachbarten Klimazonen hinein. Das heißt, sie saugen einerseits mehr Warmluft aus den Subtropen an und holen zugleich an ihrer „Rückseite“ Kaltluft aus dem Polargebiet.

 

So erklären sich die krassen Temperaturschwankungen. Plötzlich eintretende Eiseskälte ist also absolut kein Widerspruch zur Klimaerwärmung. 

 

In den Wirbeln kommt es zur Mischung von warmen, feuchten Luftmassen mit polarer Kaltluft. Diese Mischungszonen werden Fronten genannt. Weil heute die Temperaturunterschiede größer sind als früher, kommt es zu stärkeren Turbulenzen – und noch dazu wegen des höheren Wasserdampfgehalts der Luft zu heftigeren Niederschläge als früher.

 

Mit fortschreitender Klimaerwärmung werden die Wetterextreme weiter zunehmen. Schöne Aussichten!