25. Mai 2012: In der Wachau fahren auf der Donauuferbahn (Wachaubahn) wenigstens wieder einige Züge

  

Seit 31. März fahren an Samstagen, Sonn- und Feiertagen wieder drei Tourismuszüge Krems-Emmersdorf und zurück, und zwar bis 28. Oktober. Vom 12. Juli bis 31. August verkehren sie sogar täglich.

  

In der Grundsatzvereinbarung zwischen Land NÖ, ÖBB und Bund aus dem Jahre 2010 war die Wachaubahn zur Auflassung vorgesehen und sollte durch Busse ersetzt werden. Nach der Betriebseinstellung gab es aber heftigen Widerstand einiger Wachauer Bürgermeister. Außerdem bestand die Gefahr, dass die Wachau ohne ihre Bahn den Weltkulturerbestatus verlieren könnte. So biss das Land NÖ in den „sauren Apfel“ und musste die Wachaubahn von den Wiener Lokalbahnen weiter betreiben lassen (das Land NÖ selbst hat keine Konzession für eine Normalspurbahn).

  

Infos (z.B. über den Fahrplan) unter: www.noevog.at

  

Bei der Eröffnung des Prestigeobjektes „Neue Wachaubahn“ stellte ein stolzer Landeshauptmann dies als Vorzeigemodell für andere Bahnen vor. Über 25 Mill. Euro werden investiert. Man sieht, es geht – natürlich nur mit mutigen Bürgermeistern.

Vielleicht haben auch Bemühungen des Obmanns der KS-I (Telefonate mit bzw. Briefe an Persönlichkeiten des Biomasse-Verbands und des Ökosozialen Forums, die in engem Kontakt mit Landeshauptmann Pröll stehen) dazu beigetragen, dass das Schlimmste, nämlich die Gleise zu entfernen und einen Radweg auf der Bahntrasse anzulegen, verhindert werden konnte (Siehe Leserbrief unten). Ein großer Erfolg wäre es, wenn die Bahn wieder den gesamten Öffentlichen Verkehr entlang der Donau in der Wachau übernehmen würde und somit die Busverkehre ablösen würde.

  

Auch auf der 50 km langen Traisentalbahn St. Pölten – St. Aegyd erreichten mutige Bürgermeister den Weiterbetrieb der Bahn. Die ÖBB wollten die Regionalbahn zwischen Freiland und St. Aegyd auflassen. Nun haben die zehn Gemeinden, die von der Einstellung der Bahn betroffen waren, die Strecke gekauft und eine GmbH gegründet, damit der Güterverkehr weiterbetrieben werden kann. Seit Anfang April stellen sie der ÖBB die Strecke zur Verfügung. Die erforderlichen 4,5 Mio. Euro werden zum Teil vom Land NÖ und aus dem Klima- und Energiefond des Bundes bezahlt. Durch den Erhalt der Bahnstrecke werden der Region eine Million Lkw-Kilometer pro Jahr erspart. Somit wird auch eine deutliche Reduktion bei den CO2-Emissionen erreicht. Personenverkehr gibt es auf der Bahn leider nur mehr zwischen St. Pölten und Schrambach (27 km).

  

Leserbrief des KS-I-Obmanns an die Redaktion der Zeitschrift „Ökoenergie“ (Österreichischer Biomasse-Verband) vom 30. 11. 2010:

 

Donauuferbahn elektrifizieren, nicht stilllegen!

 

Einerseits muss man dem Land Niederösterreich dazu gratulieren, dass die Wachau zur Modellregion für E-Mobilität erklärt wurde. Als integralen Bestandteil eines neuen Gesamtverkehrskonzeptes haben die EVN und ecoplus mit Raiffeisen-Leasing ein touristisches E-Mobilitäts-Angebot aufgebaut. Für Gäste steht nun ein Netzwerk aus öffentlichen und betrieblichen, ausschließlich mit Ökostrom gespeisten E-Ladestationen zur Verfügung. Touristen können sich von betrieblichen Verleihstationen einspurige E-Fahrzeuge ausborgen.

 

Der Elektroantrieb entspricht genau der Tatsache, dass im Zuge des Umstiegs auf erneuerbare Energiequellen die elektrische Energie und die Energieeffizienz eine immer wichtigere Rolle spielen werden. Die steigende Bedeutung der elektrischen Energie liegt darin begründet, dass einerseits bei den brennbaren Energieträgern, die derzeit – hauptsächlich auf fossiler Basis – die Energieszene dominieren, ein „Heruntersteigen“ von ca. 1200 Petajoule (PJ) *) auf etwa 280 PJ verkraftet werden muss, denn bei 280 PJ dürfte das sozial und ökologisch verträgliche Potenzial bei der Energie-Biomasse liegen, während auf der anderen Seite beim Strom aus Wasser, Sonne, Wind und Biomasseverstromung (in Kraft-Wärme-Kopplung) Wachstum möglich ist.

 

Der Energieeffizienz kommt deshalb so große Bedeutung zu, weil aus heutiger Sicht bis 2050 aus erneuerbaren Energiequellen von inländischer Aufbringung nur etwa die Hälfte unseres derzeitigen Gesamtenergieverbrauches (ca. 1400 PJ) vorstellbar ist. Übrigens: Die gleiche Lebensqualität mit halber Energie, das ist möglich!

 

Leider ist die E-Mobilitäts-Aktion in der Weltkulturerbe-Region Wachau mit einem Wermutstropfen belastet: Auf der dortigen Bahnstrecke, der Donauuferbahn, wird ab 12. Dezember zwischen Krems und Emmersdorf der Regelbetrieb beendet und durch Busverkehre ersetzt. Eine kontraproduktive Maßnahme par excellence! Aus Erfahrung weiß man, dass sich mit der Umstellung auf Busse die Fahrgastzahlen halbieren. Zwischen Emmersdorf und Weins/Ysperdorf wird überhaupt jeglicher Bahnverkehr eingestellt. 

 

Wäre es nicht besser gewesen, statt der Verkehrsverlagerung auf die Straße die Elektrifizierung der Donauuferbahn in Angriff zu nehmen (als wichtigste E-Mobilitäts-Maßnahme), den Bahnverkehr zu attraktivieren und Verkehrsverlagerung zur Schiene zu stimulieren? Von allen Verkehrsmitteln entspricht die elektrisch betriebene Bahn dem Erneuerbare-Energien-Szenario am besten. Sie kann den Strom mit geringen Manipulationen direkt nutzen, während im Straßenverkehr der Strom nur über Zwischenschritte (Auf- und Entladen von Batterien, Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse und Verstromung in Brennstoffzellen…), d. h. über größere Energieverluste zum Einsatz kommen kann. Die Elektrifizierung von Bahnstrecken ist außerdem in relativ kurzer Zeit möglich, während die Umstellung des Straßenverkehrs auf klimaverträglichen Antrieb länger dauern wird. 

 

Leider ist die Erkenntnis, dass die elektrisch betriebene Bahn eine Klimaschutz-Notwendigkeit ist, bei der politischen Klasse noch nicht angekommen.

 

 

*) 3,6 PJ = 1 TWh = 1.000.000.000 kWh