Nachfrage nach Energie- und Verkehrsdienstleistungen stabilisieren

 

 

Unter Energie- bzw. Verkehrsdienstleistung versteht man die Befriedigung des tatsächlichen Bedarfs.

  • an Raumwärme und Warmwasser
  • an Hochtemperaturwärme für Betriebe
  • an Prozesswärme für Betriebe
  • an Antriebskraft für Maschinen
  • an motorisierter Mobilität
  • an Licht, EDV usw.

 

Beispiel 1: Beheizen eines Hauses

Nutzenergie: Was die Heizkörper innerhalb einer bestimmten Zeit an Wärme abgeben.
Energiedienstleistung: Erhöhen bzw. Erhalten einer bestimmten Raumtemperatur innerhalb einer bestimmten Zeit.

 

Beispiel 2: Eine PKW-Fahrt

Nutzenergie: Was das Kfz an Antriebsenergie auf die Räder bringt.
Energie- (Verkehrs-) Dienstleistung: Transport ("Beförderung") einer bestimmten Zahl von Personen in einer bestimmten Zeit von A nach B.

 

Erhöhter Bedarf an Energie- und Verkehrsdienstleistungen entsteht durch zusätzliche Ansprüche quantitativer und/oder qualitativer Art.

Beispiele:

  • Sehr großes Wohnhaus mit Zimmertemperatur in allen Räumen
  • Starke, schwere PKWs (Vans, Jeeps, Cruiser) - ohne Notwendigkeit - für Alltagsfahrten und häufige, lange Ausflugsfahrten

Einerseits brachte und bringt der technische Fortschritt phantastische Energie-Sparmöglichkeiten, andererseits "frisst" der steigende Bedarf an Energie- und Verkehrsdienstleistungen diese Fortschritte wieder auf.

 

Trends, die den Bedarf an Energie- und Verkehrsdienstleistungen anheizen (Beispiele):

  • Trend zu übergroßen Einfamilienhäusern
  • Trend zu starken, schweren PKWs
  • Trend zu mehr und weiteren PKW-Fahrten in der Freizeit
  • Trend zu noch mehr Zwangsmobilität
  • Trend zu mehr Flugreisen
  • Trend zu immer mehr und immer weiteren Transport von Rohstoffen, Halbfertigwaren und Fertigwaren kreuz und quer durch Europa, ja über die ganze Welt

 

Derzeitiger Energieverbauch (im Jahr 2012):

 

1420 PJ werden in Österreich an Gesamtenergie ("Bruttoinlandverbruch")umgewandelt ("verbraucht"). Davon müssen 1317 PJ importiert werden, während nur 413 PJ exportiert werden können (Saldo: 904 PJ Import).

 

78 PJ verbraucht der Sektor Energie.

113 PJ sind für den nichtenergetischen Verbrauch bestimmt. 

324 PJ gehen bei Umwandlung und Verteilung verloren.

 

1096 PJ kommen als "Endenergie" bei den Konsumenten und bei den Betrieben an.

Diese verwenden diese Energie für motorisierte Mobilität, für Raumwärme, Warmwasser und Raumklimatisierung, für Erzeugung von Prozesswärme und Antrieb von Motoren in den Betrieben, für Licht, EDV und Elektronik. Dabei entstehen wieder Verluste in Form von Abwärme (weit über 400 PJ Nutzungsverluste). Ca. 670 PJ bleiben als "Nutzenergie" übrig und dienen der tatsächlichen Befriedigung der Nachfrage.

 

Auf dem Weg von der Nutzenergie zur Energie- bzw. Verkehrsdienstleistung gibt es abermals Energieverluste, und zwar

  • durch technisch-organisatorische und/oder strukturelle Mängel (z. B. verbaute Heizkörper),
  • durch hohe/überhöhte Ansprüche beim Nutzverhalten (z. B. Bleifuß bei der PKW-Nutzung)
  • und durch hohe/überhöhte Ansprüche bei der Beschaffung der Gebäude, Maschinen, Geräte, Fahrzeuge ...

Nur wenn in Österreich der Durchschnittsbedarf an Energie- und Verkehrsdienstleistungen nicht mehr steigt, ist es möglich, dass der technische, strukturelle und organisatorische Fortschritt bzgl. Energie und Verkehr zur notwendigen Halbierung des Gesamtenergieverbrauches führen kann.

 

Verkehr als Problemsektor:

 

Besonders schwierig wird es, im Sektor Verkehr die Nachfrage nach Dienstleistungen zu stabilisieren.

 

Aber man kann nicht - wie es im vergangenen Jahrzehnt der Fall war - diese Aufgabe ständig vor sich herschieben, ohne sich ihr zu stellen.

 

Die durchschnittliche Nachfrage der Österreicherinnen und Österreicher nach Personenverkehrs-Dienstleistungen mit Motorfahrzeugen zu Land und in der Luft (gefahrene bzw. geflogene Kilometer, Leistungsfähigkeit kW der PKWs ) und nach motorisierten Gütertransporten (Häufigkeit, Masse, Entfernung) - also der "hausgemachte" motorisierte Verkehr - darf nicht mehr wachsen.

 

Dies nicht nur wegen der immer unerträglicher werdenden Straßenverkehrsdichte, Lärm-, Staub- und Abgasbelastung, Verkehrsunfälle und wachsenden Kosten, sondern auch deswegen, um überhaupt auf erneuerbare Energie umstellen zu können.

Die durch den technischen Fortschritt erzielte Senkung des spezifischen Energieverbrauches (Energieverbrauch pro km) bei Motorfahrzeugen und Flugzeugen muss auch tatsächlich zur Senkung des Gesamtenergieverbrauches im Verkehrssektor führen.

 

Für "Nachzügler" muss ein Aufholen möglich sein. Deshalb ist im PKW-Sektor bei PS-Liebhabern bzw. bei Reisefreudigen und Vielfahrern Mäßigung erforderlich.

 

Durch die Aufnahme unserer Nachbarn jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhanges in die EU ist mit einer deutlichen Zunahme des Verkehrsaufkommens zu rechnen. Der heutige Energieverbrauch des Verkehrssektors wird daher trotz Stabilisierung der hausgemachten Verkehrsleistungen und trotz fortschreitendem Umstieg auf energiesparende Fahrzeuge zunächst noch ansteigen.

 

Da von allen Sektoren der Verkehrssektor den größten Energieverluste- und Energieverschwendungsanteil aufweist, verbirgt sich hier auch das größte Einsparungspotential. Man kann es sich nicht leisten, dieses Potential nicht zu nutzen. Daher muss hier der Energieverbrauch mehr als halbiert werden:

  • durch Energie-sparsamere Techniken, Organisationsformen und Verhaltensweisen,
  • durch Verkehrsverlagerung und Verkehrsvermeidung
    . Gehen, Fahrrad
    . Kürzere Wege im Personen- und Güterverkehr
    . Verlagerung in Richtung ÖPV bzw. Schienen-Güterverkehr
    . Verminderung der Zwangsmobilität