Übersicht über Probleme der „friedlichen Nutzung" der Atomenergie in AKW´s 

 

 

1)       Es gibt kein Sinnesorgan, das die radioaktiven Strahlen registrieren könnte.

 

 

2)       Radioaktivität ist nicht beeinflussbar, also auch nicht reduzierbar:

 

Wir Menschen sind gewohnt, dass man schädliche Stoffe durch bestimmte Chemikalien (z. B. durch „Gegengifte“) neutralisieren kann. Ganz anders ist es bei der Radioaktivität. Hier gibt es kein „Gegen-Mittel“, das die Strahlung beeinflussen kann. Der strahlende Stoff strahlt unbeirrt, ob als Feststoff, Flüssigkeit oder Gas/Dampf, ob als Grundstoff oder chemisch gebunden. Auch die Strahlungsdauer und Strahlungsintensität sind nicht beeinflussbar. Es gibt nur die Möglichkeit, sich durch Barrieren davor zu schützen bzw. die Aufnahme von strahlenden Partikeln in den Körper zu verhindern.

 

 

3)       Der Beweis, dass Krankheiten auf radioaktive Strahlen zurückzuführen sind, ist nicht möglich.

 

 

4)       Vom Uranabbau bis zu den Brennelementen gibt es eine Kette von Müllproblemen, die weit weniger spektakulär sind als Atomkraftwerke und Atommüll und deshalb zumeist keine Beachtung finden:

 

Uranerzabbau (Uranpecherz, Uranglimmer):

  • Vorkommen in Kanada, USA, Australien, Südafrika…
  • Lungenkrebsrisiko für die Minenarbeiter und die Bewohner der Umgebung (radioaktiver Staub, Radongas).
  • Riesige strahlende Abraumhalden: Mit jeder gewonnenen Tonne Uranerz wandern 10 Tonnen „taubes Gestein“ mit niedrigem Erzgehalt wieder auf Halden.
  • Verseuchtes Grundwasser.
  • Zahlreiche der bedeutendsten Uranerzvorkommen befinden sich in Reservaten und Stammesgebieten bedrohter Völker, wie beispielsweise in Kanada, Australien, Brasilien und Argentinien bzw. in Entwicklungsländern wie Gabun, Namibia, Niger und Tansania.

 

Uranerzaufbereitung:

Das Uranerz wird – meist ebenfalls am Abbauort – gemahlen, und mit Hilfe von Schwefelsäure wird Uran aus dem Erz ausgelaugt. Dann wird das Uran in Uranoxid (U3O8, „Yellowcake“, gelbliches Pulver) umgewandelt.

Mit jeder Tonne Uranerz fällt etwa ebensoviel schwach radioaktiver Schwefelsäureschlamm an, der in flüssiger Form das Grundwasser und in getrockneter Form die Luft bedroht. Diese in künstlichen Seen und auf Abraumhalden gelagerten so genannten „Tailings“ verwandeln oft ganze Gebiete in totes Land, oft verbunden mit erhöhtem Lungen-, Knochen- und Blutkrebsrisiko für die Bewohner der Umgebung.

 

Konversion (Raffinerie):

Hier entsteht aus Yellowcake Uranhexafluorid UF6. Dabei fallen ebenfalls riesige Mengen an radioaktivem Müll an. Die Verwendung dieses Mülls als Landschaftsfüllmaterial oder als Baumaterial war lange üblich, ist aber jetzt in den meisten Ländern verboten. Große Mengen warten in Zwischenlagern auf die Endlagerung.

Das Uranhexafluorid ist pulverförmig, geht aber bereits bei 56o C vom festen direkt in den gasförmigen Zustand über (Sublimation). Es hat aggressive chemische Eigenschaften und wirkt bei Kontakt ätzend. Verschlucken oder Einatmen endet meist tödlich. Mit Wasser bildet es eine starke Säure. Es muss bei den Transporten zu den weltweit wenigen Anreicherungsanlagen über weite Strecken in druckfesten Stahlzylindern transportiert werden.

 

Urananreicherung:

Bei diesem Prozess werden Unmengen an Energie verbraucht. Außerdem fällt dabei sechsmal mehr „abgereichertes“ Uran an (UF6 mit fast ausschließlich nicht spaltbarem U-238), als angereichertes (verwendungsfähiges) UF6 gewonnen werden kann. Also auch hier finden sich Mengen an toxischem und schwach radioaktivem Müll, der auf seine Entsorgung wartet.

5)       Ein Atomkraftwerk (AKW) kann man in einer Krisensituation nicht so einfach und so schnell abschalten wie ein anderes Kraftwerk:

 

In vereinfachenden Darstellungen ist davon die Rede, dass ein Atomkraftwerk jederzeit abgeschaltet werden kann, indem die Steuerstäbe („Bremsstäbe“) von unten in den Reaktorkern des Reaktordruckgefäßes (Dampfkessel), also zwischen die Brennelemente eingeschoben werden und somit die Neutronen, die die Kernspaltung bewirken, von den Steuerstäben absorbiert werden, wodurch die Kernspaltung abbricht.

 

So einfach und problemlos ist aber das Abschalten eines Atomkraftwerkes nicht. Im Gegenteil, es ist ein langwieriger Prozess. Obwohl die Steuerstäbe total zwischen die Brennelemente eingeführt sind und die Kernspaltung somit unterbrochen ist, entwickelt der Reaktorkern weiterhin Wärme. Denn die zahlreichen Isotope der Spaltprodukte in den Brennelementen schleudern auf Grund ihrer Instabilität Teilchen und Gamma-Strahlen ab, was sich in Form von Wärme bemerkbar macht („Nachzerfallswärme“, „Nachwärme“).

 

Daher müssen die Brennelemente weiterhin von Wasser umgeben sein. Und dieses Wasser muss einerseits seine Wärme abgeben können (die Kühlungstechnik muss intakt sein), andererseits muss das gekühlte Wasser wieder in den Dampfkessel gepumpt werden können. Gelingt das nicht, überhitzen sich die ungekühlten Teile der Brennelemente, beginnen zu glühen und verbiegen sich. Schließlich schrumpft die Wassermenge so stark, dass die Brennelemente schmelzen („Kernschmelze“).

 

Folgen:

-          Entstehung von Knallgas aus der Aufspaltung des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff auf Grund der enormen Hitze und Knallgasexplosionen als Folge

-          Der geschmolzene hochradioaktive Reaktorkern dringt durch das Reaktordruckgefäß und durch den Betonsockel in den Boden

-          Radioaktive Gase, Dämpfe und Stäube dringen in die Atmosphäre

 

 

6)       Jedes AKW muss jährlich für zwei Monate abgeschaltet werden:

 

Es werden Kontrollen durchgeführt und Reparatur- und Wartungsarbeiten vorgenommen. Außerdem wird ein Drittel der Brennelemente durch neue ersetzt, und zwar jene, die im Reaktorkern sich in Zentrumsnähe befanden und daher am stärksten verbraucht („abgebrannt“) sind.

 

Arbeitsschritte beim Brennelementwechsel:

 

Nach dem Abschalten des Reaktors (Einschieben der Steuerstäbe) muss viele Tage gewartet werden, bis die intensivste Radioaktivität (vor allem die Strahlung der kurzlebigen Isotope) und somit die Nachwärmeentwicklung etwas nachgelassen hat und der Überdruck im Dampfkessel ausreichend abgebaut werden konnte. Nun kann der Deckel abgenommen werden. Das Reaktordruckgefäß und das darüber liegende riesige Becken werden mit Wasser geflutet. Es müssen nun die am stärksten abgebrannten Brennelemente, also das mittlere Drittel, aus dem Reaktorkern gehoben werden. Mit einem Teleskopkran wird ein abgebranntes Brennelement nach dem anderen aus dem Gitter gehievt, unter Wasser (Kühlung!) zum Brennelement-Lagerbecken transportiert und dort abgesetzt. Wenn das Drittel aus dem inneren Bereich des Reaktorkerns entfernt ist, werden die äußeren Brennelemente (sind noch nicht so stark „abgebrannt“) nach innen nachgerückt. Im äußeren Bereich des Gitters werden nun neue Brennelemente eingehängt.

 

„Abgebrannt“ heißt nicht, dass die Brennelemente im herkömmlichen Sinne einer Verbrennung ausgesetzt waren, sondern dass in diesen Brennelementen die Spaltung der Atome vom Uran-235 am weitesten fortgeschritten ist.

 

 

7)       Wird ein AKW abgeschaltet oder fällt eines aus, so entsteht eine große Leistungslücke:

 

Ein AKW verfügt über sehr große Leistungsfähigkeit. AKW´s gibt es in Leistungen zwischen 700 MW (Typ Zwentendorf) und 1.500 MW.

Bei 6.000 Volllaststunden pro Jahr erzeugt ein 700-MW-AKW 4.200.000 MWh (700 x 6.000) = 4.200.000.000 kWh Strom pro Jahr.

Zum Vergleich die zwei größten österreichischen Donaukraftwerke (Regelarbeitsvermögen):

-          Aschach (OÖ): Leistung = 287 MW, Jahresstromerzeugung = 1.648.000.000 kWh

-          Altenwörth (NÖ): Leistung = 328 MW, Jahresstromerzeugung = 1.950.000.000 kWh

 

Während der zweimonatigen Abschaltphase eines AKW’s muss seine enorme Leistung von anderen Kraftwerken ersetzt werden.

 

 

8)       Das AKW ist das erste Atommülllager:

 

Die „abgebrannten“ Brennelemente mit den darin enthaltenen Spaltprodukten werden als hochaktiver Müll bezeichnet (im Gegensatz zu den verstrahlten Reaktorkomponenten, wie z. B. verstrahlte Teile, die im Zuge eines Services ausgewechselt werden müssen und die als niederaktiven Müll bezeichnet werden).

 

Diese abgebrannten Brennelemente müssen im Reaktorgebäude etwa für ein Jahr bei ständiger Wasserkühlung gelagert werden, bis die ärgste Radioaktivität abgeklungen ist und sie zur „Wiederaufbereitungsanlage“ gebracht werden können. Das AKW selber ist somit das erste Atommülllager.

 

Ein Brennelement hat vor dem Einsatz im Reaktor eine Radioaktivität von ca. 4,5 Curie (166 Mrd. Becquerel), denn Uran ist ja ein natürlicher radioaktiver Stoff:

a)       U-238: Halbwertszeit 4.468 Mio. Jahre, Alpha-Strahler (geringe Reichweite, aber energiereich – Gefährdung der Gesundheit dann, wenn sich Uran-Teilchen (z. B. Uranerz-Staub) direkt auf der Haut befinden und dort bleiben – etwa in der Lunge)

b)      U-235: Halbwertszeit 703 Mio. Jahre, Alpha-Strahler (wie oben)

 

Als „abgebranntes“ Brennelement beträgt seine Aktivität nach der Entnahme aus dem Reaktorkern hingegen ca. 400 Mio. Curie (136 Billiarden Becquerel). Diese enorm hohe Aktivität würde das Brennelement zum Glühen, ja zum Schmelzen bringen, wenn es nicht unter Wasser transportiert und gelagert werden würde.

 

Die Isotope der verschiedenen Stoffe werden mit dem Sammelnamen „Nuklide“ bezeichnet (Nucleus (lat.) = Kern). Von den ca. 1.500 radioaktiven Nukliden in einem abgebrannten Brennelement müssen ungefähr 200 als umwelt- und gesundheitsgefährdend eingestuft werden. Die anderen haben eine zu kurze Halbwertszeit.

Einige gefährliche radioaktive Nuklide in einem abgebrannten Brennelement:

OZ

 

Isotop

 

Halbwertszeit

Minuten

Stunden

   Tage

   Jahre    

   1

H 3 (Tritium)

 

 

 

             12,3

27

Co 60 (Cobalt)

 

 

 

               5,26

36

Kr-85 (Krypton)

 

 

 

             10,76

 

Kr-88

 

     2,8

 

 

37

Rb-88 (Rubidium)

     17,8

 

 

 

38

Sr-89 (Strontium)

 

 

50,5

 

 

Sr-90

 

 

 

               28

39

Y-90 (Yttrium)

 

 

2,67

 

40

Zr-95 (Zirkonium)

 

 

64

 

41

Nb-95 (Niob)

 

 

35

 

44

Ru-103 (Ruthenium)

 

 

40

 

 

Ru-106

 

 

 

                 1

45

Rh-106 (Rhodium)

 

     2,2

 

 

50

Sn-119 (Zinn)

 

 

   293

 

51

Sb-125 (Antimon)

 

 

 

               2,77

53

J-129 (Jod)

 

 

 

15.700.000

 

J-131

 

 

      8

 

 

J-132

 

     2,3

 

 

 

J-133

 

   20,8

 

 

54

Xe-133 (Xenon)

 

 

       5,2

 

55

Cs-134 (Cäsium)

 

 

 

               2,06

 

Cs-136

 

 

     13

 

 

Cs-137

 

 

 

             30

 

Cs-138

     32,2

 

 

 

56

Ba-137 (Barium)

       2,55

 

 

 

 

Ba-139

 

     1,38

 

 

 

Ba-140

 

 

     12,8

 

57

La-140 (Lanthan)

 

 

       1,6

 

 

La-141

 

     3,9

 

 

 

La-142

 

     1,54

 

 

58

Ce-141 (Cer)

 

 

     32,5

 

 

Ce-144

 

 

   285

 

61

Pm-147 (Promethium)

 

 

 

               2,6

92

U-239 (Uran)

     23,5

 

 

 

94

Pu-238 (Plutonium)

 

 

 

             88

 

Pu-239

 

 

 

       24.413

 

Pu-240

 

 

 

         6.550

 

Pu-241

 

 

 

             14

 

Pu-242

 

 

 

     386.900

95

Am-241 (Americium)

 

 

 

           432

 

Am-243

 

 

 

         7.340

96

Cm-242 (Curium)

 

 

   163

 

 

Cm-244

 

 

 

             18

 

 

9)     Die Zusammensetzung des Atommülls ist extrem kompliziert:

 

Wie soll man einen Müll entsorgen, der aus so vielen verschiedenen Stoffen besteht? Jeder Stoff des Atommülls existiert noch dazu in einer Vielzahl von künstlichen Isotopen! Und jedes dieser künstlichen Isotope ist instabil, also radioaktiv, und entwickelt deshalb Wärme – manche Jahrhunderte lang.

 

 

10)    Materialien des Atomreaktors werden sekundär radioaktiv und ermüden durch die hohe Strahlenbelastung vorzeitig:

 

Durch die radioaktive Strahlung werden die Reaktorteile auch radioaktiv “angesteckt“, also selber radioaktiv. Dasselbe gilt für den Dampf-Wasser-Kreislauf. Das Wasser des Kühlkreislaufes taugt nicht für die Fernwärmenutzung, denn man kann nicht verantworten, dass über die Heizkörper in den Wohnungen radioaktive Strahlen abgegeben werden.

 

Die massive radioaktive Strahlung bewirkt (vor allem beim Reaktordruckgefäß, also beim Dampfkessel) frühzeitige Materialermüdung (Haarrisse, Sprödigkeit…) und somit eine erhöhte Bruchgefahr. Je älter AKW´s sind, desto größer ist die Gefahr des Berstens bzw. des Versagens wichtiger Komponenten.

 

 

11)   Schleichende radioaktive Verseuchung der AKW-Umgebung:

 

Radioaktive Gase/Dämpfe werden über den Kamin entsorgt:

Bereits in der Frühzeit der AKW´s stellte man fest, dass sich in der Luft des Reaktorgebäudes radioaktive Stoffe anreichern. Ihre Herkunft war nur so erklärbar, dass sie offensichtlich von der Kernspaltung vom Reaktorkern stammten, also aus den Urantabletten durch die Wände der Brennstäbe und durch die dicken Stahlwände des Reaktordruckgefäßes diffundiert sein mussten.

 

Die Luft des Reaktorgebäudes muss daher abgesaugt werden und nach Abklingen der Anfangsstrahlung der radioaktiven Isotope über einen Kamin in die Außenluft abgegeben werden. Hauptsächlich handelt es sich um folgende radioaktive Isotope: die Edelgas-Isotope Krypton-85 und Xenon-133 und das Jod-Isotop J-131.

 

Radioaktive Abwässer gelangen in den Fluss:

Leckwässer von Armaturen und Pumpen, Entwässerungen aus Behältern und Rohrleitungen, Spülwasser für Harze und Filtermassen, Raumentwässerungen und Wäscherei-, Labor- und Dekontaminationsabwässer werden gefiltert oder verdampft. Das Verdampfer- und Filterkonzentrat wird getrocknet, in Fässer abgefüllt und dem Konzentratlager zugeführt. Die aufbereiteten Abwässer werden zum überwiegenden Teil in die Anlage zurückgespeist; der überschüssige Teil wird in das Kühlwasser des Flusses geleitet.

Darin enthaltene radioaktive Isotope:

Die Kobalt-Isotope Co-58 und Co-60, die Strontium-Isotope Sr-89 und Sr-90, Jod-131, Cäsium-137, Barium-140 und Cer-144.

Trotz Aufbereitung ist das Abwasser immer noch radioaktiv, wenn auch in einem geringern Maß. Für die Abgabe an das Flusswasser gibt es gesetzlich festgelegte Höchstwerte, die leider nicht selten überschritten werden. Aber auch die gesetzlich erlaubten Werte sind nicht zu unterschätzen!

 

Aufschub von Reparaturen, die sofort stattfinden müssten:

Häufig werden Leckagen und sonstige Probleme nicht gleich behoben, sondern bis zur nächsten Abschaltphase geduldet, um sich kostspielige Abschaltungen zu ersparen.

 

 

12)   Kühlwasser-Knappheit:

 

Im Zuge des Klimawandels wird es auch zu größeren Schwankungen bei der Wasserführung der Flüsse kommen. In Zeiten von Wasserknappheit können in AKW’s Leistungseinschränkungen oder gar Notabschaltungen erforderlich werden.

 

 

13)   Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Super-GAU passiert, steigt mit dem Alter des AKW´s:

 

Wenn nach dem Versagen bzw. Bersten einer wichtigen Reaktor-Komponente die Kühlwasserzufuhr ausbleibt, weil die Stromzufuhr versagt oder aus einem anderen Grund nicht mehr genügend Kühlwasser zugeführt werden kann, kommt es zum Super-GAU, also zu jenem Unfall, der im AKW nicht mehr beherrscht werden kann:

-          Überhitzung der Brennelemente (Reaktorkern)

-          Knallgasexplosionen

-          Kernschmelze

-          Austritt von strahlenden Teilchen (Gase/Dämpe/Stäube), die sich je nach Wetterlage in der Umgebung und in Windrichtung verteilen und sich auf den Flächen ablagern. In Japan ist es nach dem Unfall von Fukushima vor allem das Cäsium-134, von dem die größten Gefahren ausgehen.

 

Unter einem GAU versteht man den größten anzunehmenden Unfall. Das ist jener Unfall, für dessen Beherrschung das AKW ausgelegt sein muss – nämlich das Bersten der Dampfleitung. In diesem Fall muss die Kernspaltung sofort unterbunden werden. Die Schnellabschaltung geschieht durch „Einschießen“ der Steuerstäbe.

 

Wie oben dargestellt wurde, setzt sich die Hitzeentwicklung im Reaktor trotz „Schnellabschaltung“ fort. Das AKW muss somit in der Lage sein, den durch den austretenden Dampf verursachten enormen Wasserverlust rasch und ausreichend zu ersetzen, damit die Brennelemente nicht zu glühen beginnen können. Besonders in den ersten Stunden sind dazu enorme Wassermengen nötig. Dieses zugeführte Wasser muss die Wärme abführen können und ständig durch abgekühltes Wasser ersetzt werden. Der Antrieb der Pumpen erfordert Stromzufuhr von außen. Wenn diese nicht gewährleistet werden kann, dann müssen die Notstrom-Aggregate (Notstromdiesel bzw. Akku-Anlagen) – die hoffentlich ausreichend lang bzw. überhaupt funktionieren – die Notstromversorgung übernehmen.

 

Eine zusätzliche relative Sicherheit vor Austritt radioaktiver Gase/Dämpfe/Stäube ins Freie bietet der Sicherheitsbehälter („Containment“), eine riesige Stahlkugel um das Reaktordruckgefäß.

 

 

14)   Ein Super-GAU kann auch auf äußere Ursachen zurückzuführen sein.

 

Selbst in weiter Entfernung vom Meer lauern Gefahren, z. B. durch Erdbeben oder terroristische Angriffe.

 

 

15)   Größtes Problem-Nuklid: Jod-131

 

So wie alle aus der Kernspaltung von U-235 entstehenden Spaltprodukte in Form einer Unzahl von radioaktiven Isotopen existieren, so tritt auch der Grundstoff Jod als Spaltprodukt in Form von bis zu 32 radioaktiven Isotopen in Erscheinung. Die meisten davon sind extrem kurzlebig und geben ihre Strahlung bereits innerhalb von Sekunden, Minuten oder Stunden ab. Einige Isotope haben eine HZ von Tagen (bis zu 60 Tage beim J-125). Das J-129 ist mit einer HZ von 15,7 Mio. Jahren das einzige extrem langlebige Jod-Isotop.

 

Eine Sonderstellung nimmt das Jod-Isotop J-131 mit einer HZ von 8 Tagen ein. Die Strahlungsintensität nimmt also mit einer HZ von 8 Tagen ab.

 

Das Problem besteht nun darin, dass als Folge eines Super-GAU das ausgetretene Jod-Isotop J-131 genügend Zeit hat, unter Beibehaltung relativ hoher Strahlungsintensität mit der Luftströmung in große Entfernung verfrachtet zu werden. Dazu kommt, dass unsere Schilddrüse Jod benötigt. Über die kontaminierte Nahrung gelangt so der Beta-Strahler J-131 in die Schilddrüse und entfaltet dort seine schädigende Wirkung.

 

Durch Kaliumjodid-Tabletten wird erreicht, dass die Schilddrüse auf das Jod, das mit der Nahrung aufgenommen wird, kaum angewiesen ist. So kann sich das radioaktive Jod nicht oder nur in geringsten Mengen einlagern.

Das Endprodukt des Zerfalls von J-131 ist das stabile Xenon-Isotop Xe-131.

 

Details:

„Negatronen-Zerfall“ (Beta- -Zerfall – Beta-Minus-Zerfall) ist die Ursache dafür, dass aus dem Zerfall des instabilen Jod-Isotops J-131 (OZ 51) das stabile Xenon-Isotop Xe-131 (OZ 52) entsteht.

Erklärung: Im Atomkern von J-131-Atom zerfällt ein Neutron in ein Proton und in ein Negatron (negatives Elektron). Ein zusätzliches Proton im Kern bedeutet, dass sich die Ordnungszahl OZ (Kernladungszahl) von 51 auf 52 erhöht. Das Negatron wird als Beta-Strahl weggeschleudert.

 

 

16 )  Ein weiteres Problem stellen Wiederaufbereitungs-Anlagen dar, vor allem wegen der hochaktiven Abwässer und wegen der massive Emissionen:

 

 

 

17)   Müllproblem:

 

Der hochaktive Atommüll (Brennelemente-Müll) ist für Jahrhunderte sehr gefährlich und für Jahrtausende gefährlich.

 

Zwischenlager:

 

In freier Luft werden auf gesichertem Gelände entweder die abgebrannten Brennelemente als Ganze oder die von der Wiederaufbereitungsanlage antransportierten Glaspellets in Behältern gelagert. Die Lagerungsdichte darf nur so hoch sein, dass ausreichend Kühlung gewährleistet ist. Denn die langlebige Radioaktivität bewirkt für sehr lange Zeit fortdauernde Erwärmung.

 

Endlagerung:

 

Für absolute Unzugänglichkeit (Diebstahl) und für absolute Vermeidung von Wassereintritt muss gesorgt werden. Und dies für Jahrtausende!

 

Problem: Wer kann das garantieren? Ist es nicht eine Gemeinheit, künftigen Generationen so etwas anzutun?

 

18)   Schneller Brüter (Brutreaktor):

 

Die Brutreaktor-Technik ist hoch riskant und kostspielig:

 

Schnelle Brüter sind anfällig gegen Havarien, denn sie werden mit höher angereichertem U-235 und mit hoher Leistung betrieben. Die extreme Neutronenstrahlung beschädigt das Konstruktionsmaterial, vor allem den Stahl. Außerdem ist die Regelung des Reaktors problematisch, da die Geschwindigkeit, mit der die schnellen (energiereichen) Neutronen zur Wirkung kommen, außerordentlich groß ist.

 

Das im Primärkreislauf als Kühlmittel verwendete flüssige Natrium wird durch „Neutroneneinfang“ extrem radioaktiv. Deshalb wird zunächst die Hitze über einen Wärmetauscher auf einen zweiten Kreislauf übertragen, der ebenfalls mit Natrium betrieben wird. Erst jetzt wird im tertiären Kreislauf der Dampf – ebenfalls über einen Wärmetauscher – zum Betrieb der Turbine erzeugt.

 

Heißes Natrium reagiert heftig mit Luft und noch heftiger mit Wasser. Das heißt, das Natrium im Brüter darf nicht mit Luft in Berührung kommen und schon gar nicht mit Wasser (extreme Brandgefahr). Daraus lässt sich erahnen, was in einem Schnellen Brüter passiert, wenn eine von den Druckleitungen birst.

 

Eine große Gefahr besteht darin, dass sich ein Schneller Brüter „selbstständig“ macht und explosionsartig durchgehen kann.

 

 

19)   Gefahren der Plutoniumökonomie:

 

Plutonium kommt in der Natur nicht vor (künstliches chemisches Element), ist wie Uran radioaktiv und außerdem extrem giftig. Das Hauptinteresse gilt dem Plutonium-239, das sich hervorragend für die Kernspaltung eignet. Es ist ein Alpha-Strahler mit einer Halbwertszeit von 24.000 Jahren.

 

Atomkraftwerke und atomare Rüstung sind wie siamesische Zwillinge. Es lässt sich schwer leugnen, dass das Hauptinteresse der Atommächte darin besteht, Plutonium für den Bau von Plutonium-Atombomben zu gewinnen.

 

Niemand kann garantieren, dass Plutonium nicht entwendet wird und für terroristische Zwecke eingesetzt wird, z.B. zum Vergiften von Wasserversorgungsanlagen oder zum Bau von Atombomben (16 kg hochreines Pu-239 genügen als Spaltmaterial für eine Atombombe).

 

Es gibt Beweise, dass durch schlechte Organisation oder durch Schlamperei Plutonium verschwunden ist. Es ist zu befürchten, dass es bereits einen Schwarzmarkt für Plutonium gibt.

 

 

 

 

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F. d. I. v.: Heinrich Höbarth