28. November 2015: Am 30. November beginnt die 21. Weltklimakonferenz (COP 21) in Paris

 

Die Bekämpfung des Klimawandels stellt die wohl größte Herausforderung dar, der sich die Menschheit jemals stellen musste. Nur mit entschlossenem Handeln wird es möglich, die Klimaerwärmung so zu bremsen, dass das Zwei-Grad-Ziel nicht überschritten wird. Auch Österreich muss einen größeren Beitrag als bisher dazu leisten. Vom Erfolg der Pariser Konferenz hängt sehr viel ab.

  

Die Weltklimakonferenzen der letzten Jahre waren weit davon entfernt, zufrieden-stellende Ergebnisse zu bringen, welche zu einem Einbremsen der globalen Erwär-mung beitragen könnten. Nun muss nicht nur endlich ein klares Zeichen gesetzt werden, sondern im Anschluss auch realpolitisch entschlossen gehandelt werden. Es geht darum, einen neuen Klimavertrag auszuhandeln, der das Kyoto-Protokoll ablösen soll (Näheres zum Kyoto-Protokoll unten).

 

Die Hoffnungsträger sind die Führer der beiden Supermächte. Der amerikanische Präsident Barack Obama und der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping, bisher notorische Klimaschutzverweigerer, haben den Kurs geändert. Die USA und China haben zugesagt, ihre Emissionen deutlich zu senken, und sich damit in die Reihe von mehr als 150 weiteren Staaten gestellt. Ab Montag, den 30. November wird in Paris verhandelt. Spätestens am 11. Dezember soll eine Übereinkunft stehen, die den Planeten einigermaßen so bewahren will, wie wir ihn kennen.

 

Umstrittene Punkte

 

1) 170 Staaten haben im Vorfeld der Klimakonferenz glaubwürdige Klimaschutz-Zusagen gemacht. Diese Staaten verursachen 95 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes. Ihre Zusagen reichen in der derzeitigen Form aber noch nicht aus, um die Erderwärmung bis zum Endes des Jahrhunderts auf weniger als zwei Grad zu begrenzen und damit die Folgen des Klimawandels abzumildern. Nachjustierungen sind daher dringend nötig. Die EU will ihre Emissionen bis 2030 gegenüber den Werten von 1990 um mindestens 40 Prozent reduzieren. Das klingt großartig, ist aber zu wenig.

 

2) Die Zusagen sind nicht bindend. Daher pochen fast alle EU-Staaten darauf, dass es zu rechtsverbindlichen Verträgen kommt. Vor allem will man die USA, die gegen ein verbindliches Abkommen sind, mit ins Boot holen.

 

3) Fraglich ist auch, wie ärmere Staaten zu mehr Klimaschutz bewegt werden können. Indien weist z. B. darauf hin, dass es für die ärmeren Länder finanzielle Unterstützung geben müsse. Die Staatengemeinschaft hat deshalb einen Fonds gegründet, den Green Climate Fund, der jährlich 100 Milliarden Dollar an Klimaschutz-Finanzierung bieten soll. Österreich beteiligt sich an diesem Fonds mit zunächst 20 Millionen Euro, was sicher zu wenig ist.

 

4) Widerstand gegen allzu strenge Klimaschutz-Vorgaben kommt immer wider aus der Industrie, auch von der österreichischen. Hier sei es wichtig, dass alle internationalen Partner gleichermaßen im Boot sind, sagt Österreichs Wirtschaftsminister Mitterlehner. „Was wir nicht haben wollen, dass Europa einseitig die Ziele verschärft. Und deswegen gehen wir davon aus, dass hiermit international durch größere Verbindlichkeit auch mehr erreicht wird, was CO2-Reduktion anbelangt.“

 

2015 wird das heißeste Jahr seit Beginn der Messungen

 

Jahr um Jahr purzeln die Rekorde und steigt die Konzentration des Treibhausgases CO2, das den Planeten aufheizt. In Kalifornien und in Nordchina herrschte eine verheerende Dürre. In Florida versinken Strandvillen, weil der Meeresspiegel steigt. In Indien wütete eine nie erlebte Hitzewelle.

 

Doch ungeachtete aller Alarmzeichen geben viele Regierungen, darunter auch die österreichische, in der internationalen Klimapolitik lieber den Trittbrettfahrer als den Vorreiter.    

 

Österreich ist säumig

 

Auch Österreich hat sich dazu verpflichtet, seinen Teil zur Erreichung des globalen Zwei-Grad-Zieles beizutragen. Österreichs Politik aber lässt seit Jahren echte Ambitionen vermissen, was die Senkung des CO2-Ausstoßes, die Steigerung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien betrifft. Dabei sind die bisher selbst gesteckten Ziele ohnehin schon niedrig angesetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass fossile Energieträger immer noch gefördert werden und in den vergangenen Jahren sogar einen regelrechten Aufschwung erleben.

 

Trotzdem ist die Energiewende in Gang gekommen (wenn auch mit Kinderkrankheiten und einigen Turbulenzen). Anstoß und Beispiel kamen aus Europa. 2011 verkündete Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel den Atomausstieg. Gleichzeitig sorgte ein massives Anschubprogramm für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Es wurde eine weltweite Erfolgsstory

 

Zwei Grad Celsius hält die Wissenschaft für gerade noch akzeptabel

 

Derzeit liegt die Welt-Durchschnitts-Temperatur bei 0,85 Grad Celsius über der vorindustriellen Ära. Bei einem Anstieg um 1,15 Grad auf das 2-Grad-Ziel ist sicher mit schlimmen Folgen zu rechnen, aber nicht mit so schlimmen, dass gleich ganze Landstriche unbewohnbar würden und gewaltige Fluchtwellen ausgelöst würden – sagt die Wissenschaft. Leider steuern wir aber nicht auf zwei Grad zu, sondern auf knapp drei (im besten Fall) bis fünf Grad Celsius (im schlechtesten Fall). Fünf Grad, das ist die Differenz zwischen der jüngsten Eiszeit und jetzt.

 

Herstellung der Kostenwahrheit gefordert

 

Derzeit liegt in Österreich der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch bei 32,5 %. Eine wirksame Maßnahme für einen deutlichen Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergiemix wäre die längst überfällige Herstellung der Kostenwahrheit durch die Internalisierung von Umweltfolgekosten in Energiepreise. So wäre z. B. die Einführung einer CO2-Abgabe auf fossile Brenn- und Treibstoffe höchst notwendig (niedrig beginnend, über einen längeren Zeitraum in kleinen Schritten steigend, mit Sozialkomponente zur Vermeidung von Energiearmut, Sonderregelung für energieintensive Betriebe). Es ist nicht akzeptabel, dass die Allgemeinheit, vor allem aber die künftigen Generationen und die Armen dieser Welt, die Folgen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung zu tragen haben, während Energiekonzerne Milliardengewinne einfahren - zumal der Verbrauch von Öl, Kohle und Gas auch noch indirekt gefördert wird: durch umweltschädliche Subventionen, wie etwa Steuerausnahmen für Treibstoffe, die Pendlerpauschale und Begünstigungen für Dienstwagen. Durch seine Mitgliedschaft bei der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATM) fördert Österreich indirekt sogar die Atomenergie – welche nur durch Subventionen überhaupt am Markt bestehen kann.

 

Massiver Umbruch im Verkehrssektor notwendig

 

Der Sektor Energieproduktion ist schon auf dem Weg zur Nachhaltigkeit. Zweitgrößter Brocken ist der Transportsektor. Wie massiv der Umbruch ausfallen muss und wird, skizzierte Siemens-Chef Joe Kaeser im Juni: Bis Ende des Jahrhunderts müssten 99 Prozent der deutschen Autoproduktion ersetzt werden – durch Modelle ohne Verbrennungsmotoren. Unmöglich? Das haben die großen Energiekonzerne vor der Energiewende auch gesagt, und kamen unter die Räder, unter die Windräder.

 

Die Bahn – ein Klimaschutz-System

 

Wenn wir von E-Mobilität reden, meinen wir vor allem E-Autos und E-Fahrräder. Der Bahnverkehr ist uns hingegen vertraut, und wir registrieren gar nicht, dass in Österreich auf den elektrifizierten Strecken dieser Verkehr mit über 80% Wasserkraft-Strom die bereits vorhandene, umwelt- und klimafreundliche, hoch effiziente Struktur für E-Mobilität ist.

 

Die Bedeutung des Systems Bahn wird noch weiter zunehmen. Denn Energiewende heißt, dass bei den fossilen Energieträgern die Reduktion gegen null das Ziel ist und dass es deshalb bei den brennbaren Energieträgern zu einem massiven Rückgang kommen wird. Die Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Quellen wird hingegen expandieren.

 

Der Strom wird somit die energetische Hauptsäule des Verkehrs werden. Dieser Tatsache entspricht von allen Verkehrsträgern der Schienenverkehr am besten. Denn auf den elektrifizierten Schienenstrecken – hochrangiges Bahnnetz zur Gänze – wird der Strom auf der Basis ausgereifter Technik fast direkt, also mit nur geringen Manipulationen effektiv in Antriebsenergie umgewandelt, während beim elektrisch betriebenen Straßenverkehr nur indirekte Anwendung möglich ist und daher wegen der Zwischenschritte (Auf- und Entladen von Batterien, Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff und Betrieb von Brennstoffzellen, Erzeugung von Solar-Treibstoffen…) mit größeren Energieverlusten zu rechnen ist. Außerdem ist die Elektrifizierung von Diesel-Bahnstrecken – wenn die Politik es will – in relativ kurzer Zeit möglich, während die Umstellung des Straßenverkehrs auf E-Antrieb länger dauern wird.

  

  

 

Quellen:

„Mittagsjournal“, Radiosendung auf Ö1 vom 26. November 2015

Martin Stricker, „Jetzt noch schnell die Welt retten“, in: Salzburger Nachrichten vom 28. November 2015, Leitartikel

„Ohne Wille keine Wende“ in: „fact.um“, Zeitschrift des Umweltdachverbandes 2/2015

Stephanie Pack, „Klimagipfel in Paris unter massivem Erfolgsdruck“, in: Oberösterreichische Nachrichten vom 28. November 2015  

Der letzte Absatz mit dem Titel „Die Bahn – ein Klimaschutz-System“ ist ein Beitrag des Vereins Klimaschutz-Initiative www.ks-i.org

 

 

Anmerkung zum Kyoto-Protokoll:

 

In der Kyoto-Vereinbarung von 1997 verpflichteten sich viele Staaten dazu, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Als Basis dienten die Emissionswerte von 1990, die Zielwerte sollten bis zum Zeitraum 2008/2012 erreicht werden.

 

Österreich verpflichtete sich zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 13 Prozent. Das heißt, die Emissionen von 1990 in der Höhe von 79 Millionen Tonnen sollten auf 68,7 Millionen Tonnen gesenkt werden. Dieses Ziel wurde aber verfehlt. Der Treibhausgas-Ausstoß Österreichs lag 2012 bei 80 Millionen Tonnen, also um 11,3 Millionen Tonnen zu hoch, und konnte 2013 auf lediglich 79,6 Millionen Tonnen reduziert werden.

 

Wegen der Nichterreichung des Kyoto-Zieles musste Österreich Emissionszertifikate im Wert von ca. 500 Millionen Euro zukaufen.

 

Die Lösung des Problems wäre einfach: Österreich bräuchte nur die Treibstoffpreise an die der Nachbarstaaten angleichen, und der Tanktourismus wäre Geschichte.

 

Die Heuchelei besteht nun darin, dass Österreich sehr wohl die Steuereinnahmen aus dem Tanktou-rismus kassiert, aber in Brüssel darauf drängte, das daraus entstehende Mehr an CO2-Emissionen auf die in Österreich tankenden Nachbarn abschieben zu können. Es ist schockierend, dass sich Öster-reichs Politiker nicht genierten, so etwas in Brüssel zu fordern. Natürlich tat es weh, dass Österreich Emissionszertifikate kaufen musste, weil hier große Mengen fossile Treibstoffe getankt werden.

 

Quelle: Treibhausgasbilanz 2013 http://www.umweltbundesamt.at/aktuell/presse/lastnews/news2015/news_150326/

Graphik: Klimaschutz-Initiative ks-i

 

1990 emittierte Österreich 79 Millionen Tonnen Treibhausgase (Klimagase). Ab 2000 stiegen die Emissionen auf über 90 Tonnen im Jahr 2005, konnten aber bis heute (2013) wieder auf knapp unter den Stand von 1990 reduziert werden (auch bedingt durch die Wirtschaftskrise). Diese Reduktion vollzog sich trotz der Tatsache, dass der Jahres-Gesamtenergieverbrauch deutlich stieg, und zwar von ca. 1100 PJ im Jahr 1990 auf gut 1400 PJ (2013). Das hat damit zu tun, dass der Energiemix durch vermehrten Einsatz von erneuerbarer Energie (bei Biomasse sogar eine Steigerung von 138 PJ auf 244 PJ) und von Erdgas (Klimagas-Emissionen pro kWh geringer als bei Kohle und Erdöl) sich zu Gunsten der Verminderung von Treibhausgas-Emissionen verändert hat.

 

Unter „CO2-Äquivalent“ versteht man die Maßzahl für die Erwärmungswirkung (Klimawirksamkeit) eines Gases über einen bestimmten Zeitraum, meist 100 Jahre. Als Vergleichwert dient CO2. Für Methan (CH4, Hauptbestandteil des Erdgases) beträgt z. B. das CO2-Äquivalent 25. Das heißt, dass ein Kilogramm Methan, wenn es in die Atmosphäre gelangt, innerhalb der ersten 100 Jahre nach Freisetzung 25-mal so stark zum Treibhauseffekt beiträgt wie ein Kilogramm CO2.