28. Mai 2016: Bedarf an Lithium steigt

 

  

Das Metall Lithium wird einen Boom erleben, denn schon jetzt kaufen die großen Abbaufirmen weltweit Schürfrechte für Lithium auf, vor allem wegen der steigenden Zahl an E-Autos, die mit wiederaufladbaren Batterien ausgestattet sind. Um neuen Problemen, wie Verknappung, Umweltzerstörung und Ausbeutung von Bewohnern armer Gebiete vorzubeugen, muss auch in Richtung Alternativen geforscht und erprobt werden.

 

Wenn wir so viele Lithiumbatterien bräuchten wie bisher, könnten wir 400 Jahr so weitermachen. Allerdings ist klar, dass die Nachfrage steigt. Der amerikanische Elektroautohersteller Tesla meint, er werde ab 2018 jährlich eine halbe Million E-Autos mit Lithium-Batterien verkaufen. Ab 2030 könnte laut Tesla gar die Hälfte aller weltweit neu verkauften Autos rein elektrisch sein. Der jährliche Lithium-Bedarf könnte sich damit fast verhundertfachen.

 

Die gute Nachricht: "Lithium wird uns - anders als Erdöl - nie ganz ausgehen", sagt Stefan Luidold von der Montan-Universität Leoben. „Rein von der Metallurgie her wird Lithium nicht verbraucht, sondern es wird verdünnt. Und wenn es zu stark verdünnt ist, kann ich es immer noch mit sehr hohem Aufwand rückgewinnen.“

 

Lithium  kommt praktisch nie konzentriert vor. Die Gewinnung ist daher teuer, selbst das Recycling von alten Batterien. „Viele Lithium-Quellen - auch in Österreich - sind wirtschaftlich nicht zu erschließen“, meint Luidold.

 

Die ergiebigsten Vorkommen liegen in den Salzebenen Boliviens, Chiles und Argentiniens. Über Monate schwemmt und verdunstet man da Salzlösungen in großen Becken. Das Salz ist reich an Lithiumkarbonat, aus dem man in weiteren chemischen Verfahren reines Lithium gewinnt.

 

„Der Lithium-Abbau ist also ein langsames Unterfangen. Und Engpässe drohen, wenn nicht bald mehr Quellen erschlossen werden. Dazu bräuchte es massive Investitionen in die Infrastruktur und Industrie der Förderländer, die sich vielleicht gar nicht auszahlen“, meint Karin Küblböck von der österreichischen Forschungsstiftung für internationale Entwicklung: „Der Lithium-Abbau hat sehr lange Vorlaufzeiten. Von der Exploration bis zum wirklichen Abbau vergehen meistens 10 Jahre. Damit verbunden ist eine große Unsicherheit, wie sich diese gesamte Industrie weiterentwickelt wird.“

 

Lithium ist zwar jetzt Grundlage für leichte und effiziente Batterien, aber die Technologie kann sich schnell weiterentwickeln. Nicht nur die investierten Gelder wären dann verloren, sondern auch für die ansässige Bevölkerung hätte dies schlimme Folgen: Der massive Wasserverbrauch bei der Lithium-Gewinnung würde das Grundwasser in den wüstenhaften Abbaugebieten Südamerikas aufbrauchen. „Und da wird ein großer Teil der Bevölkerung die Lebensgrundlage verlieren, wenn da Lithium in großem  Ausmaß abgebaut wird. Denn viele leben von der Viehzucht, die auf das Wasser angewiesen ist. Für viele Förderländer ist das ein Hasard-Spiel“, meint die Entwicklungsexpertin Küblböck. "Bliebe der Erdölpreis niedrig wie jetzt, sei nicht einmal sicher, dass E-Autos den Markt erobern. Die Investitionen, also der Wetteinsatz, ist aber jetzt gefordert.“

 

Quelle: Radiosendung „Mittagsjournal“ auf Ö1 vom 28. Mai 2016