25. Jänner 2016: „Wird die Klimakrise nicht gestoppt, könnten die Alpengletscher bis 2050 Geschichte sein“

 

 

Die Gletscher sind weltweit aus dem Gleichgewicht geraten. Besonders stark betroffen sind die Gletscher auf Grönland und in den Alpen. Die Hitze des Jahres 2015 hat z. B. den Gletschern im Dachsteingebirge massiv zugesetzt.

 

Bezüglich Dachsteingletscher spricht der oberösterreichische Landesrat Anschober von den Grünen von einer Rekordschmelze. Im bisherigen Negativ-Rekordjahr 2011 habe der Dachstein-Gletscher bereits zwei Meter mittleren Höhenverlust eingebüßt. In diesem Sommer seinen es noch mehr, nämlich 2,05 Meter gewesen. „Dieser Wert entspricht umgerechnet auf die Gesamtfläche des Hallstätter Gletschers von 2,8 Quadratkilometern einem Nettoverlust von 5,8 Millionen Kubikmeter Wasser“, sagt Anschober. „Wird die Klimakrise nicht gestoppt, könnten die Alpengletscher bis 2050 Geschichte sein“

 

Es gibt weltweit auch einzelne Meldungen über Zuwächse an Eis. Diese zeigen aber keine Umkehr des Trends an. Vorstöße von Gletschern sind regional und zeitlich beschränkt und reichen bei Weitem nicht an die Hochstände der „Kleinen Eiszeit“ zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert heran.

 

„Der Gletscherschwund im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist größer als je gemessen“, sagt Michael Zemp, Direktor des World Glacier Monitoring Service des Geographischen Instituts der Universität Zürich. „Die Eisdicke der beobachteten Gletscher nimmt derzeit jedes Jahr zwischen einem halben und einem ganzen Meter ab. Der Meeresspiegel steigt jedes Jahr um einen Millimeter allein wegen des Eisverlusts der Gletscher.“ Selbst ohne weitere Klimaerwärmung werde zusätzlich Eis verloren gehen.

 

Seit mehr als 120 Jahren sammelt der World Glacier Monitoring Service weltweite Daten zu Gletscherveränderungen. Zusammen mit seinen Korrespondenten in rund 30 Ländern hat der internationale Dienst eine neue, umfassende Analyse der globalen Gletscherveränderungen im „Journal of Glaciology“ veröffentlicht. Dabei wurden die Beobachtungen für das erste Jahrzehnt dieses Jahrhunderts mit allen bisher verfügbaren Daten aus Feldbegehungen, flugzeug- und satellitengestützten Beobachtungen verglichen sowie mit Rekonstruktionen alter Daten, die auf Bild- und Schriftquellen basieren.

 

Besonders stark betroffen sind die Gletscher auf Grönland und in den Alpen.

 

Auch für Österreichs Bergwelt gilt, dass Zuwächse an Eis nur noch lokal und auf ein oder zwei Jahre begrenzt vorkommen, wie Bernhard Hynek, Glaziologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien, berichtet. „2011 und 2012 hatten wir extreme Verluste. Im Schnitt verloren wir jedes Jahr zwei Meter Eis. „2013 und 2014 hat die Bilanz besser ausgesehen. Grund dafür war die überdurchschnittlich lang liegende Schneedecke wegen des kühlen und feuchten Frühlings“, sagte Hynek. „Die Ausdehnung der Gletscher hat sich zwar in den Alpen während der Erdgeschichte immer wieder geändert. Doch der rasante Gletscherschwund der vergangenen Jahre ist ein globales Signal.“

 

Grönlands Eisschicht, die 80 Prozent der riesigen, zu Dänemark gehörenden Insel bedeckt, war vor 70 Jahren noch fünf Kilometer dick, heute misst sie nur noch drei Kilometer. Die Eismasse schrumpft pro Jahr um rund 200 Kubikkilometer. Die Eisschmelze beschleunigt die Erwärmung sogar noch, denn die freigelegten Flächen absorbieren Sonnenlicht, das früher vom Eis in den Weltraum reflektiert werden.

 

Die riesige Insel erwärmt sich doppelt so schnell wie die meisten anderen Teile der Welt. Es wachsen in den eisfreien Gebieten bereits Bäume, wie die Arktische Weide.

 

Würde das gesamte Grönland-Eis schmelzen, dann würde der Meeresspiegel um sieben Meter steigen. Selbst bei einem Temperaturanstieg von „nur“ zwei Grad Celsius würde laut aktuellem Report der Umweltorganisation „Climate Central“ der Meeresspiegel um 4,5 Meter steigen. In Deutschland wären dadurch 1,3 Millionen Menschen gefährdet, in China gar 64 Millionen Menschen, und in zwölf weiteren Nationen, wie Indien, Bangladesch und Vietnam, müssten jeweils mehr als zehn Millionen Menschen dem Wasser weichen.

 

Der Grönländer Angaangaq Angakkorsuaq war viele Jahre weltweit unterwegs, um die Menschen zu warnen. Er stammt aus einer traditionellen Heiler-Familie und wurde schon als Kind auf seine Aufgabe als Schamane vorbereitet. Seine Familie war es, die den heranwachsenden Angaangaq auf Reisen schickte, als das Eis auf Grönland immer schneller schmolz. Er sollte als Botschafter in die Welt ziehen, vom Tauen in seiner Heimat berichten und warnen vor dem Klimawandel und den Folgen nicht nur für Grönland, sondern für die ganze Welt.

 

1978 sprach Angaangaq sogar vor den Vereinten Nationen. In 67 Ländern war er seither. Heute ist er müde vom Warnen. Die Einladung zur Klimakonferenz in Paris hat er ausgeschlagen.    

 

 

 

Quellen:

Oberösterreichische Nachrichten vom 25. Jänner 2016

Salzburger Nachrichten vom 2. November und 28. Dezember 2015