12. April 2016: Die Bauern – erste Opfer der Wachstumsideologie

 

Der Preis für „konventionell“ hergestellte Milch liegt pro Liter zwischen 27 und 30 Cent. Der für Biomilch oder Heumilch immerhin bei 50 Cent. Aber ein echtes Auslangen findet wohl kein Baurer damit.  

 

Der Fall der Milchquote, ein weiterer Geniestreich der EU, setzt ein Rad in Gang, das zu einem weiteren Niedergag des Bauernstandes führen wird. Weil endgültig auf Teufel komm heraus Milch produziert und damit automatisch der Preis nach unten gedrückt wird. Was ist das eigentlich für eine Welt? Die Landwirte können längst nicht mehr davon leben, was sie herstellen. Viele enden entweder im Burn-out oder geben auf.

 

Zugleich wird Jahr für Jahr eine Million Tonnen Lebensmittel in Österreich weggeworfen. Nur 11.000 Tonnen landen in Sozialmärkten.

 

Und eine weitere Studie zeigt: Wir entsorgen pro Person und Jahr fast 20 Kilogramm noch genussfähige Lebensmittel im Restabfall. Ein Teil davon ist originalverpackt und noch nicht einmal abgelaufen. Experten fanden heraus, dass mit den weggeworfenen Lebensmitteln aus EU-Haushalten etwa 200 Millionen Menschen ein Jahr lang ernährt werden könnten. Und obendrein: 30 Prozent der Umweltbelastungen werden durch die Nahrungsmittelproduktion verursacht.

 

Normal ist das längst nicht mehr! Oder?

 

Aber jeder sechste Bauer in Bayern – das zeigt eine Untersuchung der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau – lässt sich krankschreiben, leidet an einer Depression oder einem Burn-out. Die Tendenz sei steigend, heißt es weiter. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb: „Man kann jetzt behaupten, dass die Bauern furchtbare Mimosen sind und die Krankheitszahlen deswegen höher liegen als in anderen Berufen. Man kann die Bauern aber auch fragen, was hinter ihrem Gejammer steckt.“

 

Dann wird einer zitiert, den es betrifft: Das „Tretradl“ sei schul, sagte Bauer Röhrl der „Süddeutschen“.

 

Die Tretradl-Theorie funktioniere so: „Ein Landwirt muss seine Produktion steigern, muss immer größere Anlagen und Maschinen kaufen, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Ist der Vorsprung irgendwann aufgebraucht, geht die Tretradl-Fahrt in eine neue Runde, der Bauer muss noch größere Anlagen und Maschinen kaufen, noch mehr produzieren, hat immer mehr Druck, immer mehr Arbeit, er radelt und radelt und irgendwann radelt er sich krank.“

 

 

 

Quelle: Salzburger Nachrichten, Regionalteil, vom 12. April 2016, leicht verändert