Heinrich Höbarth

Fabrikstraße 28

4600 Wels

Tel.: 0664/4016102

heinrich.hoebarth@gmx.at                                                   Wels, 11. April 2013

 

Herrn

Landesrat

Ing. Reinhold Entholzer

Altstadt 30

4021 Linz

 

Betrifft: Für die Pyhrnbahn ist ein Ausbauplan notwendig, der über das „Zielnetz 2025+“ hinausreicht

 

Sehr geehrter Herr Landesrat!

 

Vielen Dank dafür, dass es ab Dezember 2013 wieder zwei Bahn-Direktverbindungen zwischen Linz und Graz geben wird.

 

Dies werte ich als Zeichen des politischen Willens, dass diese Fernreiserelation auf der Schiene bleiben soll. Dadurch wird es möglich, den Abwärtstrend beim Image der Bahnverbindung Linz-Graz zu stoppen und wieder Hoffnung zu schöpfen, dass es zu einer positiven Entwicklung kommt. Denn die Verkehrsverlagerung zur Schiene ist eines der wichtigsten Umwelt- und Klimaschutzanliegen, und sie muss wegen der teurer werdenden Treibstoffe auch ermöglicht werden.

 

Vor kurzem konnte ich aber in Erfahrung bringen, dass auf der Pyhrnbahn Linz-Selzthal in den Gemeinden Klaus und St. Pankraz geplant ist, zwei alte Stahlkonstruktions-Brücken durch neue aus Beton zu ersetzen, und zwar eine über die Steyr (Klaus-Stausee) und eine über die Teichl. Leider werden diese Brücken nicht im Sinne eines attraktiven Fernreiseverkehr Linz-Graz gebaut, dessen Fahrzeiten mit den PKW-Fahrzeiten auf der Pyhrnautobahn A 9 konkurrieren können, sondern mit der Brücke über die Steyr wird nur eine minimale Korrektur der Bahnlinienführung vorgenommen, und die Brücke über die Teichl wird überhaupt nur im bestehenden Linienverlauf errichtet. Die meisten Bogenradien des Bestandgleises liegen im Bereich der beiden Brücken zwischen 250 und 350 Metern und sind daher nur für 70 km/h geeignet.

 

Es drängt sich die Frage auf, wie die Zukunft der Pyhrnbahn aussehen soll. Der im „Zielnetz 2025+“ vorgesehene selektiv zweigleisige Ausbau für den 55 km langen Pyhrnbahn-Flaschenhals Kirchdorf-Selzthal beschränkt sich auf die Abschnitte Kirchdorf-Klaus (10 km), Hinterstoder-Pießling/Vorderstoder (8 km) und Linzerhaus (kurzer Abschnitt). Ebenso ist ein neuer Bosrucktunnel geplant (ob eingleisig oder zweigleisig ist mir nicht bekannt).

 

Bliebe ansonsten diese Strecke kurvenreich und eingleisig wie zu Kaisers Zeiten? Gibt es wirklich keine längerfristigen Perspektiven? Es würde sich somit bestätigen, dass auf dieser Bahnstrecke keine wesentlichen Attraktivierungsschritte für den Personenfernverkehr vorgesehen sind. Das negative Image der Pyhrnbahn könnte auf diese Weise keinesfalls in ein positives gewandelt werden.

 

Der Wiederbelebung des Bahn-Fernreiseverkehrs Linz-Graz ab Mitte Dezember 2013 würde die Gefahr drohen, dass es erneut zu einer Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieses Angebotes kommt und bald wegen mangelnder Nutzung das Angebot erneut zurückgenommen wird.

 

Während die Weststrecke und die Südbahn mit enormem Aufwand ausgebaut werden und sich auf der Weststrecke zwischen Wien und Salzburg bereits eine Unmenge an attraktiven Schnellzügen tummelt, wird beim Ausbau der Pyhrnbahn nur halbherzig vorgegangen – nach dem Motto: Für den Güterverkehr und für den Nahverkehr in Richtung Linz reicht es.

 

Diese Politik der Zwei-Klassen-Bahn ist ungerecht, unsozial und unökologisch!

 

Dass die ÖBB betriebswirtschaftlich agieren, ist verständlich, ja legitim. Aus Sicht der ÖBB ist der durchgehend zweigleisige, schnellzugtaugliche Ausbau der Pyhrnbahn wahrscheinlich nicht notwendig bzw. nicht finanzierbar. Aber müsste die Gestaltung der Bahn-Infrastruktur nicht Sache der Politik sein? Ist es akzeptabel, dass Autobahnen auf Grund politischen Willens errichtet werden, während die Politik bezüglich Bahnausbau die Entscheidungen den ÖBB überlässt?

 

Man muss doch davon ausgehen, dass aus mehreren Gründen, vor allem wegen des Klimaschutzes, dem System Bahn immer größere Bedeutung zukommen wird. Was heute noch als nicht wirtschaftlich gilt, als nicht finanzierbar, als nicht notwendig, wird es in Zukunft sehr wohl sein. Daher wäre es wenig sinnvoll, jetzt in Beton gegossene Tatsachen zu schaffen, die einer späteren Optimierung nicht entsprechen oder ihr sogar im Wege stehen.

 

Wäre es nicht besser, jetzt höhere Kosten in Kauf zu nehmen und mit der Erneuerung der beiden Eisenbahnbrücken einen wesentlichen Schritt bei der Verbesserung der Pyhrnbahn zu setzen?

 

Der Ausbau der Weststrecke und Südbahn ist zweifellos wichtig. Aber auch für die Bahn-Relation Linz-Graz – und generell für den inneralpinen Raum – sind Perspektiven notwendig.

 

Als Grundsatz müsste eigentlich gelten, dass die Landeshauptstädte nicht nur mit Wien, sondern auch untereinander durch attraktiven Fernreiseverkehr verbunden werden müssen.

 

Damit bezüglich Reisezeit der Bahnverkehr auf der Relation Linz-Graz mit dem PKW-Verkehr auf der A 9 mithalten kann, müsste für die Bahn eine Kantenzeit von 2 Stunden als langfristiges Ziel angestrebt werden.

 

Daher ersuche ich Sie, Ihre Möglichkeiten zu nutzen, um zu erreichen, dass die oben genannten Brücken und die anschließenden Gleise im Sinne eines langfristigen Ausbauplans gebaut werden, der über das „Zielnetz 2025+“ hinausreicht und Schnellzugtauglichkeit (Zweigleisigkeit und Gleisbögen, die 160 km/h zulassen) zum Ziel hat.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Heinrich Höbarth

 

Obmann Verein „Klimaschutz-Initiative“ www.ks-i.org

 

 

 

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