1. Dezember 2015: „Dieses Todesurteil unterschreibe ich nicht“

 

Tony de Brum, Außenminister der Marshallinseln im Pazifik, ist nicht einverstanden damit, dass in Paris über einen Weltklimavertrag verhandelt wird, der eine Klimaerwärmung um zwei Grad zulässt. Für seinen couragierten Ausspruch, „Dieses Todesurteil unterschreibe ich nicht“, erhielt er internationale Schlagzeilen.

 

Nach Berechnungen der Klimaexperten ist die Einhaltung der Zwei-Grad-Grenze das Mindeste, um unsere Welt halbwegs zu erhalten. Doch selbst wenn dieses Ziel unter größten Anstrengungen erreicht werden würde – was Skeptiker anzweifeln –, kommt das für etliche Länder auf diesem Planeten zu spät. Sie können das Abkommen nicht unterschreiben. Es würde bedeuten, ihrem Untergang zuzustimmen - dem "Todesurteil", wie es Tony de Brum, Außenminister der Marshallinseln, nennt.

 

Einstweilen sind Küstengebiete betroffen, die den unerbittlichen Meeresspiegelanstieg spüren. Doch schon bald wird es immer mehr Landstriche geben, wo Böden kaum noch Ertrag bieten können. Wo niemand mehr wohnen will. Wo die Hitze unerträglich wird. Oder wo ständige Überschwemmungen alles zerstören. Wo sich Wüsten ausbreiten und Küstenstriche versinken.

 

Das alles geschieht mittlerweile gar nicht so weit entfernt  von uns. Bauern in den südlichen Regionen Europas haben schon heute große Mühe, ihre Existenz zu sichern. Seit mehreren Jahren regnet es kaum, die Grundwassersiegel sinken ab, die Ackerböden werden unfruchtbar. Es herrscht hohe Arbeitslosigkeit.

 

In Syrien herrschte zum Beispiel von 2006 bis 2010 eine Dürre, die entscheidenden Anteil an der Destabilisierung des Landes hatte. 1 1/2 Millionen Bauern verloren ihren Lebensunterhalt und zogen in die Städte. Wohnungen, Arbeitsplätze, Lebensmittel waren nicht für alle da. Die Lage geriet außer Kontrolle. Das ist einer von mehreren Gründen für die Revolte gegen das Regime und dem folgenden Bürgerkrieg – und für den Flüchtlingsstrom nach Europa.

 

Quellen:

Tageszeitung „Salzburger Nachrichten“ vom 21. November 2015 (Ausschnitt aus dem Artikel „Wandel auf Kosten der Armen“ von Barbara Moravec)

Radiosendung der Sendereihe „Journal-Panorama“ unter dem Titel „Heiße Luft“ vom 30. November 2015, 18.25 Uhr, auf Ö1