28. Februar 2020: Österreich importiert Atomstrom und Strom von Kohlekraftwerken

 

Da die Erzeugung von Strom aus Windkraft und Photovoltaik starken Schwankungen ausgesetzt ist, gleicht Österreich die Flauten durch Stromimporte aus. Damit fließt eine bestimmte Menge Strom von Atom- und Kohlekraftwerken zu uns. 

Die Sonne hat in der kalten Jahreszeit wenig Kraft und der Wind weht schwächer. Dazu kommt, dass die enormen Kapazitäten an Windkraft, die wir bereits aufgebaut haben, vor allem in Ostösterreich liegen. Daher besteht hier der größte Bedarf an Ersatzstrom. Der kommt vor allem aus dem Ausland.

 

Laut Daten der APG (Austrian Power Grid) importierten wir im Dezember 2019 allein etwa jene Menge, die zwei Donaukraftwerke von der Größe Freudenaus oder 222 Windkaftanlagen in einem ganzen Jahr erzeugen. Exportiert wurde nicht einmal halb so viel.

 

Die größten Mengen kommen aus Tschechien und Deutschland, hauptsächlich Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken. Die Importe dienen als Ersatz für jene älteren Gaskraftwerke, die von den Betreibern eingemottet wurden, weil sie derzeit unwirtschaftlich sind. Und Kohlekraftwerke wurden (bis auf eines in der Steiermark) aus Umweltgründen vom Netz genommen. (1)


Es ist höchst an der Zeit, dass Österreichs E-Wirtschaft veranlasst wird, diese schäbige Art des Klima- und Umweltschutzes zu beenden. Mit voller Kraft muss Österreichs Politik darauf drängen, das Vorhaben zu verwirklichen, bis 2030 Strom allein aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Die Gesamtumstellung auf erneuerbare Energien will Österreich bis 2040 schaffen. Der Green New Deal der EU sieht vor, dass jeder EU-Mitgliedsstaat bis spätestens 2050 Klimaneutralität rechtlich verbindlich verankert. D. h. dass alle nationalen Klima- und Energiepläne angepasst werden müssen.

 

Diese Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien hat zur Folge, dass die von Natur aus speicherbaren Energieträger Biomasse und Biogas sehr wichtig werden. Auch bei Wärme aus erneuerbaren Energiequellen wird es einen deutlichen Bedeutungszuwachs geben, vor allem bei der Nutzung der Umgebungswärme (Wärmepumpe) und bei der Solarthermie (Sonnenkollektoren). Massiv steigen wird vor allem die Bedeutung von Strom, dessen Anteil am Gesamtenergieaufkommen derzeit nur bei 20 Prozent liegt. (2)

 

Mit hohem Investitionsaufwand ist es möglich, bei Strom die Potenziale – ökologisch und sozial verträglich – zu nutzen. Während bei den Wasserkraftwerken die Steigerung der Energieeffizienz bestehender Anlagen im Vordergrund steht, können bei der Windkraft noch viele zusätzliche Anlagen errichtet werden (Ein geändertes Ökostromgesetz muss es ermöglichen, dass zumindest die bereits bewilligten Anlagen endlich errichtet werden können). Bei der Photovoltaik ist das Ausbaupotenzial noch viel größer (Aus dem 100.000-Dächer-Programm machte die neue Bundesregierung ein Eine-Million-Dächer-Programm).

 

So wächst jedoch auch das Problem, dass man bei Strom aus Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik mit zunehmend schwankendem Energieangebot zurechtkommen muss.

Aber das Auf und Ab beim Stromaufkommen durch Stromimporte auszugleichen kann bzw. darf nicht die Lösung sein. Sondern es muss im Zuge der Energiewende auch dafür gesorgt werden, dass im Inland in zunehmendem Maße Speicherkapazitäten auf Basis erneuerbarer Energiequellen aufgebaut werden, um das Schwanken ausgleichen zu können.

 

Beispiele:

  • Pumpspeicher gibt es bereits, z. B. in Kaprun

  • Die Verbrennung von Biomasse und Biogas soll nur in der kalten Jahreshälfte in Kraft-Wärme-Kopplung erfolgen

  • Mit Wasser-, Wind- und Solarstrom kann man Batterien aufladen oder Wasserstoff erzeugen

 

Der Bruttoinlandsverbrauch Österreichs betrug 2018 1.423 PJ und der energetische Endverbrauch 1.126 PJ (Abzug der Umwandlungsverluste, des Verbrauchs des Sektors Energie und des nichtenergetischen Verbrauchs). (3)

 

Experten sind der Ansicht, dass es unmöglich ist, diesen gewaltigen Energieverbrauch allein mit erneuerbaren Energiequellen zu decken. Österreichs Gesamtenergieverbrauch muss daher deutlich gesenkt werden. Auch Stefan Moidl von der IG Windkraft (4) ist der Meinung, dass eine Reduktion des Energieverbrauchs nötig ist: „Wir müssen (die Energie hoffentlich dann) ein vom Gesamtverbrauch niedrigeres Energieverbrauchsniveau durch erneuerbare Energie abdecken.“

 

 

(1) Kronenzeitung vom 14.Jänner 2020

(2) (Ö1-Radiosendung „Wind, Sonne, Geld“ vom 28. Februar 2020, 13:00 Uhr, Sendereihe „Punkt Eins“
(3) Statistik Austria
(2)(4) Stefan Moidl, Geschäftsführer der Austrian Wind Energy Association