28. Dezember 2020: Frankreich und Tschechien wollen, dass es auch für Atomstrom EU-Fördergelder gibt

 

Die EU hält soviel Geld bereit wie noch nie, um die Wirtschaft klimafreundlich umzubauen: 1800 Milliarden Euro werden in den nächsten Jahren in der EU über das EU-Budget und über den Corona-Hilfsfonds zu verteilen sein. Ein Drittel muss in klimafreundliche Projekte fließen. Doch welche Projekte genau förderwürdig sind, das wird im nächsten Jahr entschieden. Frankreich und Tschechien wollen Fördergeld, um neue „abgasfreie“ Atomkraftwerke zu bauen. Diesen Strom wollen sie nutzen, um etwa Wasserstoff herzustellen, der als alternativer Treibstoff für Autos oder Flugzeuge gilt. Aber was gilt wirklich als klimafreundlich und wird deshalb gefördert? Gehört Atomstrom wirklich dazu? Der EU-Green-Deal hat ein Gezerre um Atomstrom ausgelöst.

 

 

Was gilt wirklich als klimafreundlich und wird deshalb gefördert? Gehört Atomstrom wirklich dazu? Der EU-Green-Deal hat ein Gezerre um Atomstrom ausgelöst.

 

Zum besseren Verständnis: Das Wasser-Molekül besteht aus zwei Wasserstoffatomen und aus einem Sauerstoffatom. Chemische Formel = H2O (2H+1O). Wenn man Wasser-Moleküle mit Hilfe von Gleichstrom spaltet (Elektrolyse), entsteht bei einem Pol das Gas Wasserstoff und beim anderen Pol das Gas Sauerstoff. Mischt man die beiden Gase und entzündet das Gemisch, so gibt es eine gefährliche Explosion, die Knallgas-Explosion.

 

Wie Wasserstoff industriell hergestellt wird und für Energiegewinnung und Verkehr genutzt wird, das hat dazu geführt, dass man dieses Gas bestimmten Farben zugeordnet hat. Für folgende Farben hat man sich entschieden:

- Blau:    Herstellung aus Erdgas (brennbares Gas, hauptsächlich Methan, in geringen Mengen andere Gase wie z. B. Äthan, Propan, Stickstoff und Kohlendioxyd)

- Türkis: Herstellung aus (fossilem) Methan

- Grün:   Herstellung mit Strom, der ausschließlich von erneuerbaren Energiequellen         stammt

- Pink:    Herstellung mit Strom, bei dem auch Atomstrom im Spiel ist

 

Gott sei Dank will Österreichs Umweltministerin Gewessler, dass Wasserstoff allein aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird und nicht aus fossilen Energieträgern (Erdgas, Methan) und auch nicht aus Atomstrom. Sie strebt deshalb eine breite Allianz an, vor allem gegen Atomstrom. 

 

Die EU-Kommission geht davon aus, dass der Strombedarf EU-weit steigen wird. Dazu kommt, dass in der EU die Befürworter der Atomenergie mächtig sind. Emmanuel Macron bewirbt „abgasfreie“ Atomkraftwerke. Hinter ihm steht die einflussreiche Atomlobby. Auch Tschechiens Premier setzt sich für Atomkraftwerke ein.

 

Der Klimaschutz-Kommissar der EU, Frans Timmermans, will den EU-Ländern selbst überlassen, woher sie Energie beziehen. Auf Österreichs Radio O1 weist er in der Sendung „Mittagsjournal“ vom 28. Dezember 2020 darauf hin, dass erneuerbare Energien ohnehin schrittweise billiger würden. Er betont, die EU-Kommission nehme bezüglich Energie einen Technologie-neutralen Standpunkt ein. Da Atomenergie teuer sei, es also ums Geld gehe, so sei erneuerbare Energie im Vorteil.

 

Die EU-Länder haben die Entscheidung bezüglich Atomenergie bisher ausgespart. Erst 2021 werde entschieden, wie Atomstrom zu bewerten sei. Sebastian Gudenus: Die Anti-Atom-Allianz rund um Österreich zeige Wirkung: Es stehe vorläufig fest, dass pinker Wasserstoff nicht gefördert werde.