25. Jänner 2020: Internationale Schnellzüge auch in der Nacht wichtig

 

Mit viel Trara und Brimborium fuhr vor wenigen Tagen der erste  Nachtzug seit 16 Jahren im Brüsseler Bahnhof Midi ein. Er kam aus Wien. Betreiber sind die ÖBB. Das Staatsunternehmen hat mit seinen Nightjets eine Marktlücke entdeckt, und nicht nur das. 

 

Wenn es EU-Kommission und EU-Regierungen auch nur einigermaßen ernst ist mit ihrem Green Deal, gilt ein möglichst dichtes Angebot an nächtlichen Schienenverbin-dungen quer durch Europa als eine Grundvoraussetzung. Laut Greenpeace hinterlässt ein Flugpassagier auf der rund 1000 Kilometer langen Strecke von Wien nach Brüssel 410 Kilogramm CO2, ein Fahrgast des ÖBB-Nachtzugs Nightjet kommt nur auf 40 Kilogramm.

 

Blöderweise hat sich die Deutsche Bahn 2016, also ein Jahr nach Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens durch die deutsche Regierung, aus dem Geschäft verabschiedet. Auch Frankreichs Staatsbetrieb SNCF hat munter Verbindungen gekappt. Das einst einigermaßen gute europäische Netz an nächtlichen Zugverbindungen ist im Lauf der Jahre demontiert worden.

 

Klimaschutz war zwar schon längst in aller Munde, aber nur an Sonntagen, und im Gegensatz zur Verbrennung von Kohle war für Eisenbahnen immer klar: Das muss sich rechen und was sich nicht rechnet, ist nichts wert und wird eingestellt.

 

Weil nach uns die Sintflut. Oder besser: der Klimawandel.

 

Klimablog unter dem Titel "Die Nachzügler" von Martin Stricker in den „Salzburger Nachrichten“ vom 25. Jänner 2020.