19. April 2021: Einerseits häufigere Hochwässer, andererseits Austrocknung der Böden

 

Viele Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Wie groß der globale Biodiversitätsverlust tatsächlich ist, ist schwer zu sagen. Doch während man bei Tieren und Pflanzen zumindest eine Tendenz – nämlich Verlust – nachweisen kann, sind die Wissenslücken, was die mikrobielle Biodiversität betrifft, noch viel größer, wie eine heute veröffentlichte Studie zeigt.

 

Wichtigste Themen der EGU-Generalversammlung:

- Steigendes Hochwasserrisiko

- Zunehmende Verdunstung

- Große Bedeutung der Viren, Pilze, Bakterien und Einzeller für unser Leben

 

Als Experte steht Günter Blöschl zur Verfügung. Er ist Vorstand des Instituts für Wasserbau und Ingenieur-Hydrologe der Technischen Universität Wien.

 

1. Steigendes Hochwasserrisiko

 

Einen 100%igen Schutz vor Hochwässern gibt es nicht. Aber es gibt bauliche Sicherheitsvorkehrungen, die das Umland in vielen Fällen schützen können. Dazu gehören Hochwasserrückhaltebecken, die das Wasser von Bächen aufnehmen, oder Hochwasserschutzdämme an großen Flüssen wie der Donau, die das Vorland vor Überflutungen schützen. Ihre Planung richtet sich nach den Prognosen der Hydrologie. Die konnten in den vergangenen Jahren stark verbessert werden, sagt Günter Blöschl. In früheren Studien konnten Blöschl und sein Team bereits zeigen, dass das Risiko für Hochwässer nördlich des Alpenhauptkamms stärker zunimmt als in den anderen Regionen Österreichs. Die Ergebnisse belegen außerdem, dass die Klimakrise einen eindeutigen Einfluss auf Vorkommen und Intensität von Hochwässern hat.

 

2. Zunahme der Verdunstung aus den Böden und den Gewässern

 

Für das österreichische Bundesgebiet hat die Verdunstung in den letzten 40 Jahren um 17 % zugenommen. Diese zusätzliche Wassermenge, die verdunstet, ist größer als der Trinkwasserkonsum in Österreich.

 

3. Viren, Pilze, Bakterien und Einzeller sind essentiell für unser Leben

 

Das Phytoplankton in den Ozeanen (Gesamtheit der im Wasser schwebenden pflanzlichen Organismen) erzeugt beispielsweise etwa die Hälfte des Sauerstoffs der Atmosphäre. Und dennoch weiß man noch relativ wenig über die Artenvielfalt dieser Mikroorganismen, schreibt der Mikrobiologe David Sailer von der Universität Basel in einem heute veröffentlichten Fachartikel. Alle Arten zu dokumentieren und zu zählen, wie man es bei Tieren und Pflanzen gewohnt ist, sei unmöglich. Ein großer Teil der Mikroorganismen existiert in schwer zugänglichen oder extremen Umgebungen in den Tiefen der Ozeane. Ebenso verändern sich Mikroorganismen sehr schnell, sie werden vielfältiger – wie man gerade am Coronavirus sehen kann.

 

Die mikrobielle Evolution gehe aber nicht immer in Richtung Vielfalt, räumt der Forscher ein. Viele Mikroorganismen sind mit bestimmten Tieren oder Pflanzen verbunden. Sterben diese aus, verschwinden auch die damit verbundenen Kleinstlebewesen. Die Frage, ob die mikrobielle Artenvielfalt zu- oder abnimmt, könne man derzeit nicht beantworten.  

 

 

 

Quelle: Ö1-Radiosendereihe "Wissen aktuell", 19. April, 13:55 Uhr. Titel: "Hochwässer, Mikroorganismen"