13. April 2021: „Österreich wurde um 1,3 Grad Celsius wärmer“

 

Das Jahr 2020 war zu warm, zu trocken und zu stürmisch. Das berichtet Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur Wien mit Kollegen im „Klimastatusbericht 2020“. Am 1. Jänner 2021 begann für die Klimaforscher eine neue 30-jährige Messperiode. In den drei Jahrzehnten von 1991 bis 2020 wurde es in Österreich im Vergleich zur vorigen „Klimanormalperiode“ um 1,3 Grad Celsius wärmer.

 

Die Forscher um Herbert Formayer verzeichnen mehr Hitzetage, mehr Tropennächte, die Land- und Forstwirtschaft leide unter Unwettern, Schädlingen, Trockenheit und Waldbränden. Der Wintertourismus wird künftig vermehrt mit Schneemangel kämpfen müssen. (1)

 

„Österreichs Gletscher schrumpfen weiter“, heißt es in den „Salzburger Nachrichten“ vom 10. April. Das Hornkees ist mit 104 Metern Längenverlust der traurige Spitzenreiter. Der Alpenverein fordert besseren Gletscherschutz. „Wir regen uns auf, wenn der Permafrostboden in Sibirien auftaut oder im Amazonasgebiet Wälder niedergebrannt werden. Aber vielleicht sollten wir vor der eigenen Haustür kehren und uns unserer eigenen Probleme massiv annehmen“, sagte Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins am Freitag bei der Präsentation des Gletscherberichts 2019/2020 in Innsbruck. (2)

(Rest des Zeitungsartikels: siehe unten).

 

Dieselben Folgen des Klimawandels betreffen ganz Europa:

„Es ist so trocken wie noch nie“ (3)

 

Ernteausfälle, vertrocknete Wälder und trockenfallende Flüsse sind nur drei der vielen Folgen von Hitzewellen, mit denen der europäische Kontinent in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatte. Die Sommerdürren, die Europa seit 2015 erlebt hat, waren gar weitaus gravierender als in den rund 2100 Jahren davor. Das ergab eine internationale Studie mit Beteiligung der Schweizer Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

 

Die Wissenschafter nutzten ein spezifisches Verfahren zur Analyse von Baumringen und erstellten so einen gewaltigen Datensatz, der die hydroklimatischen Bedingungen in Mitteleuropa von der Römerzeit bis zur Gegenwart abbildet. Die Trockenperiode ist nach Ansicht der Forscher auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen – und die damit verbundenen Veränderungen der Position des Polarjetstreams. Dieser gehört zu den beiden großen Windbändern, die das Temperaturgefälle zwischen den Polen und dem Äquator ausgleichen.

 

„Nach Jahrhunderten eines langsamen, signifikanten Rückgangs haben wir einen drastischen Einbruch (des Niederschlags, Anm.) erlebt, was besonders für die Land- und Forstwirtschaft alarmierend ist“, kommentiert Studien-Mitautor Mirek Trnka. „Das beispiellose Waldsterben in weiten Teilen Mitteleuropas bestätigt unsere Ergebnisse.“ Die Dürreperioden ließen zudem auch die Zahl der Hitzetage nach oben schnellen, schreiben die Forscher.

 

Aus den „Salzburger Nachrichten“ entnommene Texte vom 13. April (1), 17. März (3) und 10. April (2)

 

 

Rest von (2): Erneut zeigen die Ergebnisse der Gletschermessungen einen Rückgang des ewigen Eises – im Schnitt um 15 Meter. 92 Gletscher wurden beobachtet, für 81 liegen konkrete Messdaten vor. Die größte Veränderung verzeichneten die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Gletschermessdienstes mit 104 Metern auf dem Hornkees in den Zillertaler Alpen. Es war der einzige Gletscher, der mehr als 100 Meter an Länge verlor. Im Messjahr davor waren es noch drei. Das Ergebnis sei damit etwas besser, „aber auf einem hohen schlechten Niveau“, sagte Andres Kellerer-Pirklbauer, der mit Gerhard Karl Lieb den Gletschermessdienst des Alpenvereins leitet. Vier Gletscher verzeichneten einen Rückzug um 50 Meter oder mehr. Darunter ist auch Österreichs größter Gletscher, die Pasterze am Großglockner, die um 52,5 Meter schrumpfte. Bei neun Gletschern wurde ein Rückgang von mindestens 25 Metern verzeichnet, wie etwa das Sulzbachkees im Bundesland Salzburg mit minus 44 Metern Länge. Sieben Gletscher haben sich längenmäßig nicht verändert. Das sei aber auf zufällige Situationen zurückzuführen, sagen die Experten. Zumeist habe Lawinenschnee überdauert und die Abschmelzung etwas verhindert.

 

Dabei gab es einen verhältnismäßig schneereichen Winter. Allerdings setzte der heiße Sommer den Eismassen erneut zu. Außerdem war es von Oktober 2019 bis April 2020 im Schnitt um 2,1 Grad Celsius zu warm, wie Kellerer-Pirklbauer erklärte. Für die weitere Entwicklung der Gletscher sind die beiden Experten wenig zuversichtlich: Der Ausblick sei alles andere als gut, die Entwicklung werde in den nächsten Jahren so weitergehen, sagten sie. Das zeigt sich am Beispiel der Pasterze, bei der seit 1852 ein Gesamtrückzug von 2,6 Kilometern verzeichnet wurde. Der letzte kleinere Vorstoß des Eises habe dort in den 1930er Jahren stattgefunden, sagte Kellerer-Pirklbauer. „Seither wurden nur Rückzugswerte ermittelt.“

 

Ingrid Hayek, die Präsidentin des Österreichischen Alpenvereins, forderte am Freitag einen neu definierten Gletscherschutz. Denn auch die von der Abschmelzung betroffenen Flächen gerieten zunehmend in Bedrängnis. Optisch seien dies triste Schotterfelder, aber hier siedelten sich schützenswerte Pionierpflanzen an, betonte Hayek. Würden Gletscher und die umliegenden hochalpinen Regionen nicht geschützt, würde auch verhindert, „dass die Natur dem Gletscher folgt“.